Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]

77 Barock (1600–1720) plicissimus Teutsch“ von Johann Jacob Christoffel von Grimmelshausen (1621 oder 1622–1676) (5) . Liebespaare, zumeist Hirte und Hirtin in heiterer Land­ schaft, erbauliche Gespräche über Tugend, Ehre, Moral Liebe, Verwicklungen, die sich in Harmonie auflösen, kennzeichnen den Schäferroman . Gleichzeitig liefert diese Gattung eine Fluchtmöglichkeit vor den Schre­ cken des Krieges in die ländliche Idylle. Der erste deut­ sche Schäferroman ist die „Schäfferey von der Nimp­ fen Hercynie“ von Martin Opitz (1630). Das Theater: Die ganze Welt ist Bühne Die (englischen) Komödianten sind da Das Theater des 15. und 16. Jahrhunderts wurde im deutschen Sprachraum von Laien gespielt. In England hingegen gab es im 16. Jahrhundert schon Gruppen von Berufsschauspielern, die zum Teil auch auf dem Festland spielten. Die Schauspieler mussten sich vor allem auf Gestik und Mimik verlassen, da das Publi­ kum Englisch nicht verstand. Erst ab 1620 wurde zu­ nehmend in deutscher Sprache gespielt. In Österreich und Süddeutschland spielten auch italienische Schau­ spielertruppen, welche Stücke im Stil der „Commedia dell’arte“ vorführten, eines Improvisationstheaters, dessen Handlungsverlauf feststand, im Einzelnen aber auf die Spontaneität der Berufsschauspieler setzte. Pickelhering, Arlecchino und Hanswurst Die Figuren der Komödien waren bestimmte Typen, die zur leichten Identifikation immer in gleichen Kos­ tümen gespielt wurden. Sie waren Träger des Witzes und der Kritik. Solche Typen waren der englische „Pi­ ckelhering“ und der italienische „Arlecchino“. Sie wur­ den zum Vorbild für den österreichischen Hanswurst, den der Grazer Josef Anton Stranitzky (1676–1726) schuf. Gemeinsam mit dem Kasperl wurde der Hans­ wurst die Hauptfigur der im 18. Jahrhundert blühen­ den Wiener Volkskomödie. Die Bühne: Effekte, Kulissen, Machtdemonstration und Oper Die Wandertruppen spielten oft auf improvisierten Bretterbühnen im Freien, um ein großes Publikum zu erreichen. An Fürstenhöfen und in Klöstern setzte sich jedoch die aus Italien kommende Kulissenbühne in festen Räumen durch. Ihre schnellen Verwandlungs­ möglichkeiten mit Hilfe einer großen Theatermaschi­ nerie bestimmen auch heute noch das Theater. An den Höfen wurde diese neue Bühnenform zur Demonstra­ tion der Fürstenmacht benutzt. Oft wurden diese Auf­ führungen, von denen das Volk ausgeschlossen war, zu tagelangen Festen erweitert und in die Schlossan­ lagen mit Maskenzügen, Pferdeballetten und sogar Elefantenauftritten ausgeweitet. Für die Repräsenta­ tion der Höfe eignete sich besonders die in Italien zu Ende des 16. Jahrhunderts neu geschaffene Oper. Die erste ständige Opernbühne entstand am Wiener Hof (1631). Frauen spielen Frauen Mit Ausnahme von einigen Versuchen kleiner Bühnen, wie im deutschsprachigen Raum zum Beispiel jenen von Bozen und Sterzing schon im 16. Jahrhundert, Frauenrollen mit weiblichen Darstellern zu besetzen, erachtete das Theater es lange nicht für nötig, dass das Geschlecht des Darstellers mit dem Geschlecht seiner Rolle übereinstimmte. So setzte Shakespeare für Frauenrollen noch ausschließlich Männer ein. Erst um die Mitte des 17. Jahrhunderts traten konstant weibliche Darsteller auf den Bühnen auf und lösten damit die in der Shakespeare-Ära üblichen Jungen in Frauenkleidern ab. Von Frauen gesprochene Dialoge und die „Zurschaustellung“ ihrer Körper auf der Bühne waren eine große, auch mit Widerständen kämpfende Neuerung. ■■ Stellen Sie mündlich auf Basis eines Stich­ wortzettels die politischen Verhältnisse zur Zeit des Barock dar. ■■ Bestimmen Sie die wichtigsten Themen und Anliegen der Autoren und beschreiben Sie die verschiedenen Gattungen der Barocklite­ ratur. Aufgabe Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen­ fassung Literatur­ übersicht Grenzenlos Fokus - Nur zu Prüfzwecken – Eigentum d s Verlags öbv

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