Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]

75 Barock (1600–1720) Die Lyrik: Lebenslust, Vergänglichkeit, Krieg Die Dichter Die bedeutendsten Verteter der Barocklyrik sind Mar- tin Opitz (1597–1639), Andreas Gryphius (1616–64), Paul Fleming (1609–40) und Friedrich Logau (1604–55). Opitz wird Ihnen vorgestellt mit dem Gedicht „Ach Liebste laß vns eilen“ , Gryphius mit „Alles ist eitel“ und „Grab- schrifft Marianae Gryphiae seines Brudern Pauli Töch- terlein“. Von Fleming finden Sie „Ein getreues Herze wissen“, von Logau das Gedicht „Des Krieges Buchsta- ben“ (1). Die Gedichte sind in der den Quellen entnom­ menen, kaum geregelten Schreibweise des Barock wiedergegeben. Vanitas und Constantia Die Betrachtung des Zeitgeschehens stimmt die Dich­ terinnen und Dichter des Barock pessimistisch. „Vani­ tas“ – die „Eitelkeit“ und Vergänglichkeit alles Irdi­ schen – wird zu einem beherrschenden Thema der Li­ teratur, insbesondere der Lyrik. Je mehr Lebenszeit die Dichter im Banne des Dreißigjährigen Krieges verbrin­ gen müssen, umso stärker drückt sich der Vanitas-Ge­ danke in ihrem Werk aus: Leben, Liebe, Mensch sind dahin wie „eine Wisen-Blum/ die man nicht widerfindt“. Verbunden mit dem Vanitas-Gedanken ist die Tugend der „Constantia“, die Forderung nach Gelassenheit ge­ genüber dem Schicksal, das nicht zu ändern ist. Carpe diem Dichter wie Martin Opitz, deren Jugend noch in die Zeit vor dem Krieg fällt, verfassen Liebesgedichte, die zwar von der Vergänglichkeit der Liebe handeln, aber dennoch ihre Freuden feiern. Die Aufforderung „Carpe diem“ – „Nütze den Tag“ – ist ein häufiges Motiv dieser Lyrik. Oft ist mit diesem Motiv auch die Lobpreisung der Schönheit des Frauenkörpers verbunden. Ein wei­ teres Motiv der Liebesgedichte ist die Treue. In den Wirren der Zeit wird die Beständigkeit der Liebe be­ schworen, die Dauer und Sicherheit geben soll. Memento mori Eine Generation nach Opitz kann sich kaum jemand noch an die Zeit des Friedens erinnern. Viele Dichter erleben das dreißigjährige Morden vom Anfang bis zum Ende. Andreas Gryphius ist der hervorragendste Vertreter dieser Generation. Elend, Tränen, Trauer und das „Memento mori“ – „Denke daran, dass du sterben musst“ – sind die wiederkehrenden Motive seiner Gedichte. In den Liebesgedichten dieser Zeit stehen einander Liebesfreude und Todesgewissheit schroff gegenüber. Zwei wichtige Gedichtformen: Sonett und Epigramm Das Sonett ist eine in der Literatur von Renaissance und Barock sehr beliebte Gedichtform mit folgenden Charakteristika: Strophen: zwei vierzeilige und zwei dreizeilige (Quartette und Terzette). Verse: Alexandriner (sechsfüßiger Jambus mit Zäsur nach der dritten Hebung). Reim: in den Quartetten häufig umschlungener Reim (abba), in den Terzetten meist ccd eed. Das Epigramm ist nach der Definition von Opitz eine kurze Satire, die sich durch eine Pointe auszeichnet. Ziel ist die Belehrung. Die Barockautoren bezeichnen das Epigramm oft als „Sinngedicht“. Josef Stammel, „Der Tod“ aus der Figurengruppe „Die vier letzten Dinge“, Stiftsbibliothek Admont, um 1755/60 Info Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen­ fassung Literatur­ übersicht Grenzenlos Fokus - Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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