Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]

74 Barock (1600–1720) protestantischen Schweden gegen die katholischen Mächte, um die Habsburger im Reich und in Spanien schwächen zu können. Das Reich zerfällt 1648 wurde in Münster nach dreißig Jahren Krieg der Westfälische Frieden geschlossen. Der durch diesen „Erschöpfungsfrieden“ beendete Krieg ließ ein ver­ heertes Mitteleuropa zurück. Durch Kriegshandlungen, Hunger, Pest, Seuchen und Hexenverfolgungen war die Bevölkerung des Reiches von ungefähr 15 bis 17 Millionen vor dem Krieg auf 10 Millionen zurückgegan­ gen. Politisch hatte Frankreich eine dominante Rolle in Europa errungen, das Kaisertum war geschwächt. Die Habsburger zogen sich weitgehend auf Österreich zu­ rück, dem sie in Verbindung mit der Abwehr der Tür­ kengefahr (1683 zweite Belagerung Wiens) eine neue Machtposition im Südosten Mitteleuropas sicherten. Die Fürsten regieren absolut Das deutsche Reich war in mehr als 300 Staaten unter­ schiedlicher Größe zerfallen, die von den Fürsten ab­ solutistisch regiert wurden. Als Vorbild diente ihnen das Frankreich Ludwigs XIV. Die Fürsten herrschten „von Gottes Gnaden“, die soziale Einteilung in Herr­ schende und Untertanen galt als „gottgewollt“. Die Literaturübersicht Auf der Suche nach einer deutschsprachigen Nationalliteratur Das Problem der deutschen Literatur Im 16. Jahrhundert waren die jeweils in ihrer Landes­ sprache geschriebenen Literaturen in Italien, Frank­ reich, England, Spanien zu hoher Blüte gelangt. Diesen Nationalliteraturen hatte die Literatur deutscher Spra­ che nichts entgegenzusetzen. Gerade in Kriegszeiten übernimmt Literatur auch oft eine identitätsstiftende Aufgabe. In Deutschland entwickelten sich mit diesem Hintergrund Reformbestrebungen, um eine den übri­ gen europäischen Literaturen ebenbürtige deutsch­ sprachige „Poeterey“ (= Literatur) zu schaffen. Von großer Bedeutung ist dabei Martin Opitz (1597–1639) mit seinem „Buch von der deutschen Poeterey“ aus dem Jahr 1624. Der gute Dichter ist für Opitz ein „Ge­ lehrter“, der die poetischen Formen beherrscht. Für die Reinheit der deutschen Sprache Eine wichtige Rolle bei der Durchführung des dichteri­ schen Reformprogramms spielten die „Sprachgesell­ schaften“, Vereinigungen von Dichtern, Sprach- und Li­ teraturinteressierten. Wollte die deutsche Literatur ebenbürtig werden, musste es zuvor auch die deutsche Sprache sein. Deshalb bemühten sich diese Gesellschaf­ ten um die „Reinheit“ und Eigenständigkeit der mit vie­ len Fremdwörtern durchsetzten deutschen Sprache. Vor allem Ausdrücke aus dem Französischen waren „à la mode“. Übersetzungen wichtiger fremdsprachiger poe­ tischer Werke ins Deutsche, die Diskussion über Fragen der Grammatik oder der Poetik, aber auch Praktisches, wie Verlags- und Druckkostenfragen, sollten die deut­ sche Sprache und Literatur fördern. Die erste und be­ deutendste Gesellschaft war die „Fruchtbringende Ge­ sellschaft“, gegründet 1617. Daneben bestanden die „Aufrichtige Tannengesellschaft“ (1633), die „Teutschge­ sinnte Genossenschaft“ (1643) und der „Pegnesische Blumenorden“ (1644) – die einzige Gesellschaft, die auch Frauen aufnahm und überdies bis heute existiert. Neue deutsche Begriffe statt fremder Wörter Viele heute selbstverständliche deutsche Wörter wur­ den in den Sprachgesellschaften geschaffen. Oft stell­ ten sich die neuen Bildungen neben das fremde Wort und bereicherten das entsprechende Wortfeld inhalt­ lich oder stilistisch: Tagebuch für Diarium, Nachwort für Epilog, Jahrhundert für Saeculum, Schaubühne für Theater oder Letzter Wille für Testament. Stift Melk Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen­ fassung Literatur­ übersicht Grenzenlos Fokus - Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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