Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]

55 Spätmittelalter (1250–1450) dass in alternden Gemeinden vorwiegend Politik für Ältere gemacht werde. Diese Überalterung steht wie der Mangel an Arbeitsplätzen und Abwanderung von Know-how am Beginn einer Negativspirale. Die Spi- rale führt weiter über sinkende Finanzkraft der Pri- vathaushalte zu einer Verschlechterung der Nahver- sorgung und Infrastruktur. Dieser wirtschaftliche Abwärtstrend ist in manchen Gemeinden auch schwierig aufzuhalten, weil diese überaltert sind und damit die nötigen Erwerbstätigen fehlen. Als weitere Folge sinkt die Finanzkraft der öffentlichen Hand, wodurch auch Investitionen derselben rar werden. Der Gebäudeleerstand nimmt zu, die Standortattrak- tivität sinkt, und in der Folge stirbt auch das Gemein- schaftsleben. Auf den Verlust von politischem Ge- wicht folgt eine pessimistische Stimmung und weitere Abwanderung. Dagegen könne man an vielen Fron- ten ankämpfen, meint Fischer. „Landflucht […] ist das Ergebnis intensiver Abwägung.“ Wann diese Ent- scheidung getroffen wird, lässt sich statistisch aber gut einordnen. In der Lebensphase zwischen dem 15. und 35. Geburtstag passiert die meiste Wanderung: Ausbildung abschließen, Wohnverhältnisse abklären, Familie gründen. 53 Prozent der Umzüge innerhalb Österreichs entfielen 2015 auf diese Bevölkerungs- gruppe. Landflucht folgt drei Mustern. […] Erstens sind in manchen Regionen industrielle Arbeitsplätze ver- schwunden wie etwa in der Obersteiermark. […] Zweitens gibt es eine Vielzahl von Gemeinden in pe- ripheren Regionen wie etwa dem nördlichen Wald- und Weinviertel, die sehr weit von Ballungszentren entfernt sind. Eine große Distanz zu diesen muss aber nicht zwangsläufig Abwanderung nach sich ziehen. Denn drittens können Gemeinden, die ihr touristi- sches Potenzial nutzen, ihre Einwohnerzahl halten oder sogar ausbauen. Tendenziell gilt aber die Faust- regel: Je weiter erreichbare Arbeitsplätze von einer Gemeinde entfernt sind, desto höher ist das Abwan- derungssaldo der Gemeinde. „Da gibt es eine starke Korrelation. Irgendwann kippt die Akzeptanz auch bei jemandem, der wegen Familie und Freunden län- gere Pendelstrecken in Kauf nimmt. Wer den Alltag nicht mehr effizient bewältigen kann, der überlegt sich also rational, wie und wo er seine Situation ver- bessern kann – das ist dann öfter in Städten oder stadtnahen Gemeinden.“ Quelle: derstandard.at/2000055821519/Welche-Gemein den-wachsen-welche-schrumpfen, 14.04.2017; abgerufen 15.04.2019. 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen­ fassung Literatur­ übersicht Grenzenlos Fokus Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=