Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]

461 Gegenwartsliteratur – mit Österreichschwerpunkt Auf den Punkt gebracht: Die Gegenwartsliteratur ■■ Die Diskussion, inwieweit Literatur gesellschaft­ lich wirksam sein kann und überhaupt noch notwendig sei, dominiert den Literaturbetrieb unmittelbar nach 1968. ■■ Auch in der österreichischen Literatur zeigt sich beispielhaft die Kontroverse über die Effizienz des Dichtens: Ist sprachlich experimentelle Literatur oder die direkte kritische Darstellung der Realität „wirkungsvoller“? ■■ Peter Handke und andere Autoren der „Neuen Subjektivität“ lehnen den Begriff einer „enga­ gierten Literatur“ überhaupt ab; Literatur könne höchstens zur Klarheit führen über den Schrei­ benden selbst, aber keine gesellschaftlichen Aufgaben übernehmen. ■■ Unter dem Einfluss von Ludwig Wittgensteins „Tractatus logico-philosophicus“ bleibt Sprachkri­ tik bis heute ein wichtiges literarisches Anliegen (Peter Handke, Ingeborg Bachmann, Franzobel). ■■ Das Drama entwickelt sich einerseits zum „Schockdrama“ (Peter Turrini, Werner Schwab), andererseits werden nach dem Vorbild Wolf­ gang Bauers die Minidramen wieder aktuell (Antonio Fian). ■■ Die „Frauenliteratur“ macht aufmerksam auf Missstände im Allgemeinen und auf die in vieler Hinsicht kritikwürdige Situation der Frau im Besonderen. Erziehung, Geschlechterrollen, Beziehungen werden zu wichtigen Themen, wie z. B. bei Ingeborg Bachmann, Marlen Haushofer, Elfriede Jelinek, Marlene Streeruwitz. ■■ Große Diskussionen lösen die kritischen Werke von Elfriede Jelinek und Thomas Bernhard aus; bei Bernhard wird allerdings oft übersehen, dass seine Kritik nicht wortwörtlich interpretiert werden kann, da Bernhard sich offen zum Stilprinzip der Übertreibung bekennt. ■■ Die Problematik sozialer Benachteiligung auf dem Land wird realistisch dargestellt; so z. B. bei Franz Innerhofer. Der Strukturwandel der Dörfer wird insbesondere in seinen Auswirkungen auf die jungen Menschen dargestellt (J. W. Taschler), aber auch satirisch-humorvoll geschildert (Vea Kaiser). ■■ Ein wichtiges Thema der österreichischen Gegenwartsliteratur bleiben die Auseinander­ setzung mit dem Nationalsozialismus und den Ereignissen nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938 sowie das Noch- oder Wiederaufleben der NS-Ideologie (Josef Winkler). ■■ Viele Werke überschreiten die Grenzlinie zwischen „Jugend-“ und „Erwachsenenliteratur“, insbesondere mit Themen, die sich dem Heranwachsen junger Leute widmen (Robert Seethaler, Cornelia Travnicek, Manfred Rumpl). ■■ Auch die Darstellung des „Unheimlichen“ ist, wie bei Alois Hotschnig oder Ferdinand Schmalz, ein wichtiger Aspekt der österreichischen Gegen­ wartsliteratur. ■■ Neue Sujets wie Klimawandel, Flucht und Migration werden von der Literatur aufgegrif­ fen, zeigen deren Problematik auf, aber auch die Schwierigkeit, in jedem Fall zu einem „eindeuti­ gen“ Urteil zu kommen. ■■ Die Literatur der sprachlichen Minderheiten und der Migrantinnen und Migranten bietet eine neue Sichtweise auf Österreichs Eigenarten. Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen­ fassung Literatur­ übersicht Grenzenlos Fokus - Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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