Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]

434 Gegenwartsliteratur – mit Österreichschwerpunkt kommt, wird Julia einen Pfirsichkuchen backen. Her- bert, der ihr immer noch ein Vater ist, wird sich selbst nicht weiter verloren haben, sondern zwischen Ebbe und Flut am Strand seiner Erinnerung entlang- spazieren. Johannes wird da sein. Ernst wird heimkehren, er wird einen anderen Rollkoffer dabeihaben. ■■ Erschließen Sie, wer Johannas „Zeugungsvater“ ist, analysieren Sie die Beziehung Johannas zu ihren beiden Vätern und die Veränderung ihrer Beziehung zu ihrer Mutter und zu Ernst. ■■ Fassen Sie die Entwicklung und die Veränderungen zusammen, die Johanna und Ernst während ihrer Suche nach dem „echten“ Vater und der „echten“ Mutter durchlaufen. ■■ Diskutieren Sie über Johannas und Ernsts Suche und die Auswirkungen des „Findens“ auf beide. ■■ Diskutieren Sie über folgendes Statement zur Literatur, das Johanna beim Schauen der Sendung „Star Trek: Raumschiff Voyager“ notiert: „Im Fernseher sagt Kes: ‚Auf meinem Heimatplaneten ist das viel einfacher, wir wählen einen Partner fürs Leben. Es gibt kein Misstrauen, keinen Neid und keinen Betrug.‘ Der Doktor antwortet: ‚Die Literatur Ihrer Welt kann nicht sehr aufregend sein.‘“ 19 „Fast jede Antwort, das kann ich euch sagen, Leute, tritt eine Menge Fragen los!“ Manfred Rumpl: „Finns Irrfahrt“ (2018) Finn bloggt Die erste Leidenschaft Finn Faulhubers, 16 Jahre alt und in Frohnleiten an der Mur nahe Graz lebend, ist das Bergsteigen. Auch ein schwerer Absturz beendet die Liebe zum Klettern nicht. Leidenschaft Nummer zwei ist die Musik, „die sonst kaum jemand in seinem Alter hörte“: Elvis Costello, The Clash, Tom Waits, Giant Sand, Wilco, The Mekons und vor allem Bob Dylan. Sei­ ne Zimmertür hat er mit einem Bob-Dylan-as-an-angry-young-man-Poster beklebt. Leidenschaft drei: das Schreiben von Blogs, die er meist mit Denkanstö­ ßen, zum Beispiel rational nicht lösbaren Rätseln der fernöstlichen Philosophie, den Koans, abschließt. Finns Blog eröffnet das Buch: Frohnleiten, 23.7.2016 Unterm Blick der Mutter schrumpfe ich zu einem, der ich nicht mehr bin: Mamas Liebling, den sie vor den Zumutungen der Welt in Schutz nehmen muss. Sie sollte es besser wissen, kann aber nicht anders, als Gedanken in flauschige Gefühle zu packen. Damit wir uns nicht dran verletzen? […] Seit ihr Arzt den Verdacht geäußert hat, sie komme frühzeitig in den Wechsel, ist sie noch sensibler als nach meinem Unfall, an dem sie sich mitschuldig fühlt; obwohl ich das anders sehe. Ihre schlechtere Hälfte kommt mir vor wie eine Comicfigur. Soll ich mich über ihn ärgern oder nur grinsen? Mein MonaLisa-Lächeln bringt ihn um den Ver- stand, diesen Hanswurst von einem Pädagogen. Der mir noch Beine machen wird, wie er droht, wenn ich ihn wieder mal abblitzen lasse. Dem bald die Hand ausrutschen wird. Wenn es nach ihm ginge, ja dann! Er beschuldigt mich, unter dem Deckmantel der Pubertät gegen alles und jeden zu sein, besonders natürlich gegen ihn. Früher hat er meine Zuneigung gesucht und mir eingeredet, dass mein Vater uns im Stich gelassen und er uns gerettet habe. Tatsächlich nehme ich ihn immer weniger ernst, seit er Mama so in die Enge treibt. Wegen irgendwelcher alten Geschichten, die ich nicht mal richtig vom Hörensa- gen kenne. Hier herrscht auch eine Art Omertà, fast wie in Neapel. Hier hängen Gerüchte und Gerüche in der Luft. 40 42 44 Aufgabe 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen­ fassung Literatur­ übersicht Grenzenlos Fokus Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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