Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]

386 Literatur zwischen 1945 und 1968 Misstrauen gegenüber der Sprache Einer verführenden und manipulierenden Verwendung von Sprache hat der österreichische Schriftsteller Heim­ rad Bäcker (1925–2003) schon bald misstraut, weil sie früh in sein Leben eingegriffen hat. Als junger Mann fällt er auf die NS-Ideologie und ihre Propaganda herein, schreibt „in imbeziler Verehrungswut“ 1 , wie er später sagt, in der Linzer „Tagespost“ einen enthusiastischen Text unter dem Titel „Wir haben den Führer gesehen“. Von dieser Verführung „geheilt“, sammelt er sein ganzes weiteres Leben Material, in dem sich die euphemistisch-technokra­ tische Sprache des Nationalsozialismus verrät, und stellt aus Protokollen, Erlässen, Transportlisten, Prozessakten, technischen Anleitungen der Nazis und aus Briefen der Opfer ein Werk zusammen, das die NS-Ideologie nicht li­ terarisch beschreibt, sondern diese Ideologie von innen her, von ihrer eigenen Sprache aus demaskiert. Bäcker: „Es genügt, bei der Sprache zu bleiben, die in den Dokumenten aufbewahrt ist. Zusammenfall von Dokument und Entsetzen, Statistik und Grauen.“ Thema 3: In der Sprache steckt das Grauen Aufgabe: Heimrad Bäcker: nachschrift Verfassen Sie eine Textanalyse. Lesen Sie den Text „nachschrift“ von Heimrad Bäcker (Seite 360 f.). Verfassen Sie nun die Textanalyse und bearbeiten Sie dabei die folgenden Arbeitsaufträge: ■■ Bestimmen Sie das Thema des Textes, seine Intention und die Details, welche die NS-Gewaltherrschaft deutlich machen. ■■ Analysieren Sie Aufbau und Sprache. ■■ Beurteilen Sie folgenden Ausschnitt aus einer Rezension: „Eine unerreichbar klare, spannende, moder­ ne, eine entsetzend traurige […] analytische Prosa.“ Schreiben Sie zwischen 405 und 495 Wörter. 1 imbezil: schwachsinnig, dumm Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen­ fassung Literatur­ übersicht Grenzenlos Fokus Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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