Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]
377 Literatur zwischen 1945 und 1968 Ill: Eine Zigarette. Der Pfarrer: Eine Zigarette, Herr Bürgermeister. Der Bürgermeister mit Wärme: Selbstverständ- lich. Eine besonders gute. Er reicht die Schachtel dem Pfarrer, der sie Ill hinhält. Der nimmt eine Zigarette, der Polizist gibt ihm Feuer, der Pfarrer gibt die Schachtel wieder dem Bürgermeister zurück. Der Pfarrer: Wie schon der Prophet Amos gesagt hat – Ill: Bitte nicht. Ill raucht. Der Pfarrer: Sie fürchten sich nicht. Ill: Nicht mehr sehr. Ill raucht. Der Pfarrer hilflos : Ich werde für Sie beten. Ill: Beten Sie für Güllen. Ill raucht. Der Pfarrer steht langsam auf. Der Pfarrer: Gott sei uns gnädig. Der Pfarrer geht langsam in die Reihen der andern. Der Bürgermeister: Erheben Sie sich, Alfred Ill. Ill zögert. Der Polizist: Steh auf, du Schwein. Er reißt ihn in die Höhe. Der Bürgermeister: Polizeiwachtmeister, beherrschen Sie sich. Der Polizist: Verzeihung. Es ging mit mir durch. Der Bürgermeister: Kommen Sie, Alfred Ill. Ill lässt die Zigarette fallen, tritt sie mit dem Fuß aus. Geht dann langsam in die Mitte der Bühne, kehrt sich mit dem Rücken gegen das Publikum. Der Bürgermeister: Gehen Sie in die Gasse. Ill zögert. Der Polizist: Los, geh. Ill geht langsam in die Gasse der schweigenden Männer. […] Ill bleibt stehen, kehrt sich um, sieht, wie sich unbarmherzig die Gasse schließt, sinkt in die Knie. Die Gasse verwandelt sich in einen Menschenknäuel, lautlos, der sich ballt, der langsam niederkauert. Stille. Von links vorne kommen Journalisten. Es wird hell. Pressemann I: Was ist denn hier los? Der Menschenknäuel lockert sich auf. Die Männer sammeln sich im Hintergrund, schweigend. Zurück bleibt nur der Arzt, vor einem Leichnam kniend, über den ein kariertes Tischtuch gebreitet ist, wie es in Wirtschaften üblich ist. Der Arzt steht auf, nimmt das Stethoskop ab. Der Arzt: Herzschlag. Stille. Der Bürgermeister: Tod aus Freude. Pressemann I: Tod aus Freude. Pressemann II: Das Leben schreibt die schönsten Geschichten. […] . Von links kommt Claire Zachanassian, vom Butler gefolgt. Sie sieht den Leichnam, bleibt stehen, geht dann langsam nach der Mitte der Bühne, kehrt sich gegen das Publikum. Claire: Bringt ihn her. Roby und Toby kommen mit einer Bahre, legen Ill darauf und bringen ihn vor die Füße Claire Zachanassians. Claire unbeweglich: Deck ihn auf, Boby. Der Butler deckt das Gesicht Ills auf. Sie betrachtet es, regungslos, lange. Claire: Er ist wieder so wie er war, vor langer Zeit, der schwarze Panther. Deck ihn zu. Der Butler deckt das Gesicht wieder zu. Claire: Tragt ihn in den Sarg. Roby und Toby tragen den Leichnam nach links hinaus. Claire: Führ mich in mein Zimmer, Boby. Lass die Koffer packen. Wir fahren nach Capri. Der Butler reicht ihr den Arm, sie geht langsam nach links hinaus, bleibt stehen. Claire: Bürgermeister. Von hinten, aus den Reihen der schweigenden Män ner, kommt langsam der Bürgermeister nach vorne. Claire: Der Check. Sie überreicht ihm ein Papier und geht mit dem Butler hinaus. Dürrenmatts Drama schließt mit einem Freudenchor der nun wieder reich gewordenen Güllener. ■■ Zu Szene 1: Beschreiben Sie, auf welche Weise Claire den an einer romantisierten Vergangenheit zunächst festhaltenden Ill zunehmend desillusioniert. ■■ Zu Szene 2: Bestimmen Sie die Absichten von Pfarrer, Bürgermeister, Arzt und Pressemann und das Verhalten Claires. 84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 122 124 126 128 130 132 134 136 138 140 142 144 146 148 150 152 154 156 158 Aufgabe Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen fassung Literatur übersicht Grenzenlos Fokus Nur zu Prüfzweck n – Eigentum d s Verlags öbv
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