Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]

371 Literatur zwischen 1945 und 1968 Projekt: Der „Ingeborg-Bachmann-Preis“ Einer der wichtigsten und bekanntesten Preise für deutschsprachige Gegenwartsliteratur, der jedes Jahr medial spektakulär inszeniert wird, erinnert an Ingeborg Bachmann. Die Autorinnen/Autoren prä­ sentieren in Klagenfurt, dem Geburtsort Bach­ manns, vor Jury und Live-Publikum ihre Texte. Das Urteil der Jury erfolgt gleich nach der Lesung. Bis 1999 hieß die Veranstaltung „Ingeborg-Bachmann- Preis“, im Jahr 2000 wurde sie in „Tage der deutsch­ sprachigen Literatur“ umbenannt. Die Reaktionen waren unterschiedlich, reichten von einer Qualifi­ zierung als „theatralisches Ereignis, mit Höhepunk­ ten, spannenden Augenblicken und rhetorischen Glanzleistungen, aber auch mit absoluten Tiefpunk­ ten, unerfreulichen Auftritten und inkompetentem Gerede“ bis zu „Klagenfurter Dreitagerennen um den fetten Scheck“ und der Frage: „Aber was hat denn nun eigentlich im Juni 1977 in Klagenfurt stattgefunden? Ein Fest der Literatur? Ein Wettbe­ werb mit zwei Preisen und einem Stipendium? Ein Dichtermarkt? Eine Art Börse? Wirklich eine Arbeits­ tagung? Oder gar eine literarische Modenschau? Es war, glaube ich, alles auf einmal – und das ist gut so.“ Heute ist diese Veranstaltung aus dem deutsch­ sprachigen Literaturbetrieb jedenfalls nicht mehr wegzudenken. Besuchen Sie die Seite bachmannpreis.orf.at und berichten Sie wahlweise über folgende Aspekte: ■■ Autorinnen und Autoren des aktuellen Jahres ■■ Details zu den einzelnen Jahren ab 1977 bis heute ■■ Bachmannpreistexte, ihre Themen und ihre Sprache im Wandel der Zeit ■■ die Aufgaben einer Stadtschreiberin/eines Stadtschreibers ■■ den Preis als Karriereschub für die Preisträgerinnen/die Preisträger. Enzensbergers Gedichte erregen Protest Die ersten Gedichtbände Enzensbergers heißen „ver­ teidigung der wölfe“ (1957), und „landessprache“ (1960). Für den Autor sollen Gedichte „gebrauchsge- genstände“ sein und den Unmut über eine Gesell­ schaft ausdrücken, die zwar wirtschaftlich floriert, aber stagniert, was die Freiheit und Entfaltung des Einzelnen betrifft, „wo es aufwärts geht, aber nicht vor- wärts“ . Enzensberger distanziert sich vor allem von Gottfried Benns absoluten Gedichten, die weder auf Kommunikation noch auf gesellschaftliche Wirkung aus sind. Das Gedicht „das ende der eulen“ ist eines der bekanntesten kritischen Gedichte des Autors. das ende der eulen ich spreche von euerm nicht, ich spreche vom ende der eulen. ich spreche von butt und wal in ihrem dunklen haus, dem siebenfältigen meer, von den gletschern, sie werden kalben zu früh, rab und taube, gefiederten zeugen, von allem was lebt in lüften und wäldern, und den flechten im kies, vom weglosen selbst, und vom grauen moor und den leeren gebirgen: auf radarschirmen leuchtend zum letzen mal ausgewertet auf meldetischen, von antennen tödlich befingert floridas sümpfe und das sibirische eis, tier und schilf und schiefer erwürgt von warnketten, umzingelt vom letzten manöver, arglos unter schwebenden feuerglocken, im ticken des ernstfalls. wir sind schon vergessen, sorgt euch nicht um die waisen, aus dem sinn schlagt euch Ingeborg Bachmann bei einer Lesung in Wien, Foto, 1971 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen­ fassung Literatur­ übersicht Grenzenlos Fokus Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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