Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]
351 Literatur zwischen 1945 und 1968 Westen nennt das Land „SBZ – Sowjetische Besat zungszone“. Sich selbst bezeichnet der neue Staat als „DDR – Deutsche Demokratische Republik“ – im Ge gensatz zur BRD, der Bundesrepublik Deutschland. Während das westliche Deutschland politisch vom Westen eingebunden wird, ist die DDR in der West-Ost-Auseinandersetzung, dem Kalten Krieg, der bis 1989 dauern sollte, Bestandteil des kommunisti schen Sytems. Der Westen Deutschlands und bald dar auf auch Österreich werden ab den frühen 50er-Jahren geprägt von einer rapiden Phase des Wiederaufbaus und wirtschaftlichen Wachstums. Die Zufriedenheit über den ökonomischen Aufstieg nach Kriegs- und Nachkriegselend überlagert bei vielen Menschen die Beschäftigung mit der politischen Vergangenheit und erzeugt, wie Alexander Mitscherlich es nennt, die „Un fähigkeit zu trauern“ . „Vergangenheitsbewältigung“ blieb ein oft nur begonnenes Projekt. Die Politisierung in den Sechziger Jahren In der jüngsten Geschichte hat das Jahr 1968 einen fes ten Platz. Mit diesem Datum wird der Höhepunkt einer vornehmlich von Studenten/Studentinnen, Intellektu ellen und Autoren/Autorinnen getragenen Revolte ge gen Staat und Gesellschaft bezeichnet. In diesen bis heute sehr unterschiedlich bewerteten, auch Gewalt nach sich ziehenden Aktionen spiegelt sich die Ent wicklung der westdeutschen Gesellschaft der 50er- und 60er-Jahre. Man protestierte gegen die mangeln de Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und die einseitige Dominanz materiell-wirtschaftlicher Entscheidungen auf Kosten ethischer und moralischer Kriterien. Man demonstrierte auch gegen die immer größere Steuerung des Einzelnen durch die Gesell schaft und den Verlust der Individualität, gegen militä rische Aufrüstung und gegen die vom Westen im Na men der Freiheit geführten Kriege, wie in Korea und Vietnam. Kunst und Kultur warf man vor, eine Ware geworden zu sein, die auf den Markt geworfen und konsumiert wird, anstatt die Menschen zu autono mem Denken und Handeln zu führen. Die philosophi sche Basis für dieses kritische Denken bildete die so genannte „Kritische Theorie“ der „Frankfurter Schule“. Ihre Repräsentanten waren Max Horkheimer, Theodor W. Adorno und Herbert Marcuse. ■■ Beschreiben Sie die Situation, der sich die Menschen in den Jahren nach dem Zusam menbruch des NS-Regimes und in der unmittelbaren Nachkriegszeit gegenüber sehen, und bestimmen Sie die verschiedenen Reaktionen von Literatur und Philosophie darauf. ■■ Fassen Sie die Analyse zusammen, mit der Günther Anders einerseits die Atombomben gefahr und anderseits Auschwitz inter pretiert. ■■ Erläutern Sie „die Unfähigkeit zu trauern“, die Alexander Mitscherlich der Gesellschaft der 50er- und 60er-Jahre vorwirft. ■■ Beschreiben Sie die Ursachen der „Revolte“ von 1968. Die Literaturübersicht Von Kahlschlag und Trümmerliteratur zur Kritik an der Wirtschaftswundergesellschaft Kahlschlag Nach dem Ende des Krieges und der Diktatur sahen die jungen Autorinnen und Autoren einen radikalen Neuanfang als einzige Möglichkeit. Einen „Kahlschlag“ wollten sie machen und das literarische und philoso phische „Gestrüpp“ der Vergangenheit roden. Nicht nur inhaltlich, sondern auch in Sprache und Form soll te neu begonnen werden. „Die Kahlschläger fangen in Sprache, Substanz und Konzeption von vorn an, ganz von vorn.“ Nur der Wahrheit sehen sie sich verpflichtet, Aufgabe Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen fassung Literatur übersicht Grenzenlos Fokus - Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des V rlags öbv
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