Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]

34 Hochmittelalter (1170–1250) Under der linden „Under der linden an der heide, dâ unser zweier bette was, dâ mugt ir vinden schône beide gebrochen bluomen unde gras. vor dem walde in einem tal, tandaradei, schône sanc diu nahtegal. Ich kam gegangen zuo der ouwe: dâ was mîn friedel komen ê. dâ wart ich enpfangen, hêre frouwe, daz ich bin sælic iemer mê. kuster mich? wol tûsentstunt: tandaradei, seht wie rôt mir ist der munt. Dô het er gemachet alsô rîche von bluomen eine bettestat. des wirt noch gelachet inneclîche, kumt iemen an daz selbe pfat. bî den rôsen er wol mac, tandaradei, merken wâ mirz houbet lac. Daz er bi mir læge, wessez iemen (nu enwelle got!), sô schamt ich mich. wes er mit mir pflæge, niemer niemen bevinde daz, wan er unt ich, und ein kleinez vogellîn: tandaradei, daz mac wol getriuwe sin.“ „Vokabular“: Strophe 1: muget ir – könnt ihr; schône beide – sorg­ fältig beides; Strophe 2: friedel – Geliebter; hêre frouwe – dieser Vers wird meist als Ausruf der nachträglichen Freude interpre­ tiert: heilige Jungfrau (Maria); kuster mich – küsste er mich; tû- sentstunt  – tausendmal; Strophe 3: inneclîche – herzhaft; ie- men  – jemand; daz selbe pfat  – desselben Weges; wessez ie- men  – wenn das jemand wüsste; nu enwelle got – Gott möge das verhüten; niemer niemen bevinde daz – niemals möge je­ mand das erfahren; wan – außer; getriuwe – verschwiegen ■■ Geben Sie mit Hilfe der oben angeführten „Übertragungshilfen“ den Inhalt dieses Frauenmonologs wieder! Markieren Sie im Text folgende Einzelheiten: Schauplatz, Rückblende und Erwartung beiderseitiger Diskretion! ■■ Erschließen Sie die in diesem Lied dominie­ rende Stimmung! ■■ Bestimmen Sie, welche poetischen Bilder aus der Natur diese Stimmung unterstreichen. ■■ Informieren Sie sich im Internet über Meinungen zur möglichen Herkunft Walthers von der Vogelweide. Nähere Informationen zur „Waldviertel-These“ finden Sie zum Beispiel unter www.doellersheim.at/doellersheim/post − scriptum/Walther/walther.html. ■■ Fassen Sie diese Informationen stichwort­ artig zusammen und geben Sie diese mündlich wieder. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 Darstellung des Konrad von Altstetten im Codex Manesse, Universitätsbibliothek Heidelberg, frühes 14. Jh. Aufgabe Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen­ fassung Literatur­ übersicht Grenzenlos Fokus Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=