Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]

322 Literatur zwischen 1925 und 1945 Walter Helmut Fritz: Bäume (1972) Wieder hat man in der Stadt, um Parkplätze zu schaffen, Platanen gefällt. Sie wussten viel. Wenn wir in ihrer Nähe waren, begrüßten wir sie als Freunde. Inzwischen ist es fast zu einem Verbrechen geworden, nicht über Bäume zu sprechen, ihre Wurzeln, den Wind, die Vögel, die sich in ihnen niederlassen, den Frieden, an den sie uns erinnern. ■■ Zu „Schlechte Zeit für Lyrik“: Bestimmen Sie das dominierende Stilmittel, beachten Sie dazu die Versenden und die darauf folgenden Versanfänge. ■■ Begründen Sie Brechts Verzicht auf Reime. Beurteilen Sie, über welche Themen Brecht ‚„lieber“ ein Gedicht schreiben würde und was ihn aber daran hindert. ■■ Zu „Morgens und abends zu lesen“: Erörtern Sie den Unterschied zwischen diesem Gedicht und einem „traditionellen“ Liebesge­ dicht. ■■ Setzen Sie das Gedicht ab Zeile 4 fort und führen Sie an, was Sie tun würden, wenn Ihnen jemand mitteilt, dass er Sie braucht: „Darum …“. ■■ Zu „Bäume“: Stellen Sie die Ausgangssitua­ tion und die Argumente dar, die es notwen­ dig machen, über Bäume zu sprechen. ■■ Erläutern Sie, welche Verse sich direkt auf ein Brecht-Gedicht beziehen. 3 „Denn die alte Zeit ist herum, und es ist eine neue Zeit.“ Bertolt Brecht: „Leben des Galilei“ (Erstfassung 1938/39; Überarbeitungen bis 1955) Wieso Galilei? Galileo Galilei (1564–1642), der dem von Kopernikus entwickelten heliozentrischen Weltbild zum Durch­ bruch verhalf, ist für Brecht ein Symbol dafür, dass die Wahrheit auch unter diktatorischen Bedingungen ans Licht kommen kann. Auch was „seit jeher“ gegolten hat, kann nicht bestehen, wenn es falsch ist. Galilei – ein zweideutiger Charakter Der Druck der Kirche auf Galilei ist groß. Es droht ihm, als Ketzer verbrannt zu werden, sollte er weiterhin das heliozentrische Weltbild verbreiten. Es kommt zum Pro­ zess, Galilei fügt sich. Brecht zeichnet Galilei selbst nicht nur als wenig mutig, sondern auch als äußerst fress­ süchtig. Ohne Zweifel versucht Brecht mit dieser Zwei­ deutigkeit, welche die Hauptfiguren vieler seiner Stücke bestimmt – extrem etwa Mutter Courage –, die Identifi­ kation des Publikums mit den Personen zu verhindern. Die Verantwortung der Wissenschaft „Das Leben des Galilei“ liegt in drei Fassungen vor, die letzte wurde erst 1957, nach Brechts Tod, aufgeführt. Un­ ter dem Eindruck der Zündung von Atom- und Wasser­ stoffbombe betont Brecht die Verantwortung des Wis­ senschafters. Auch die Wissenschaft darf die Menschen nicht mit ihren Erkenntnissen überrollen. Der politisch engagierte Brecht versteht die Ängste des Volkes vor der Umwälzung seines Weltbildes genauso, wie er dar­ 2 4 6 8 10 12 14 Aufgabe Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen­ fassung Literatur­ übersicht Grenzenlos Fokus Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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