Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]
315 Literatur zwischen 1925 und 1945 ■■ Wählen Sie in der Gruppe einige Wortneuschöpfungen Jandls aus und erläutern Sie, welche Assoziatio nen Sie dazu haben. Beziehen Sie dabei den Titel und die geschichtliche Situation mit ein. ■■ Untersuchen Sie, welche Wortneuschöpfungen den Wortfeldern Religion, Jagd, Sexualität, Tierisch-Trieb haftes zuzuordnen sind. ■■ Erläutern Sie, wer Ihrer Meinung nach die „von der Begeisterung der Masse hingesensten eigenwä scher“ sind. ■■ Bestimmen Sie, welche Reimform Jandl verwendet. Beachten Sie dazu z. B. den Vers „zu heften heftig sich versuchten, hoffensdick.“ ■■ Beurteilen Sie, welche historischen Gründe Jandls Wahl der Reimform bestimmt haben könnten. Die Literaturübersicht Literatur mit Gebrauchswert Weg vom Pathos Die literarischen Strömungen, die sich in Opposition zu dem ab 1933 in Deutschland herrschenden National sozialismus befinden, lehnen Pathos und Gefühlsbe tontheit ab. Das Ziel dieser Literatur, für die sich bald der Begriff „Neue Sachlichkeit“ einbürgert, ist es, die Realität, politische, soziale und wirtschaftliche Umstän de und auch die Natur möglichst exakt wiederzugeben. Mit einer betont sachlichen Schreibweise wollte die Li teratur auch ein größeres Publikum erreichen. „Einfach- heit“ forderte zum Beispiel der Autor Alfred Döblin in seinem Text „Staat und Schriftsteller“: „Es wird […] die Zeit kommen, wo wir einfach werden müssen, viel einfacher, verständlicher […] als wir jetzt sind.“ Auch vie le Dichter, die als Expressionisten begonnen hatten, ver abschiedeten sich von den Zielen der „Menschheitserlö sung“ mit Hilfe der Dichtung: „Die Menschheit ist nicht zu erlösen. […] Nichts mehr von Krieg und Revolution und Welterlösung! Lasst uns bescheiden sein und uns anderen Dingen zuwenden […], lasst uns ein wenig schauen, und wenn wir können, ein wenig lachen oder lächeln!“ , schreibt der Dichter Paul Kornfeld. Nützliche Lyrik Keine Gefühlsgedichte Die Bemühung, objektiv sachliche Wahrnehmungen nüchtern wiederzugeben, prägt insbesondere die Lyrik. Die Gedichte von Erich Kästner (1899–1974) wie „Prima- ner in Uniform“ und „Klassenzusammenkunft“ (1) sind bestimmt von Antimilitarismus, Antifaschismus und Kri tik an der Verdinglichung des Menschen durch Bürokra tisierung, Großstadt und autoritäre Politik. Distanz und Nüchternheit prägen auch die Lyrik von Bertolt Brecht (1898–1956). Als Beispiele finden Sie „Schlechte Zeit für Lyrik“ und „Morgens und abends zu lesen“ (2) . Seine Ge dichte wollen politische und soziale Verantwortung er wecken. Symptomatisch für den angepeilten „Ge brauchswert“ der Lyrik sind schon die Titel der Samm lungen. Kästner nennt eine Sammlung seiner Gedichte „Lyrische Hausapotheke“, Brecht verwendet für eine Gedichtreihe den Titel „Hauspostille“. Als Postillen be zeichnete man ursprünglich Schriften zur Erklärung von Bibeltexten. Brechts Postille will allerdings keine reli giösen Texte erklären. Die „Hauspostille“ hat zutiefst ir dische Themen. Sie erzählt von Liebe, Mord, Lebens genuss, Untergang und warnt vor „Verführern“ , die das „wahre Leben“ erst für nach dem Tode versprechen: „Lasst euch nicht verführen! Es gibt keine Wiederkehr!“ Aufgabe Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen fassung Literatur übersicht Grenzenlos Fokus - Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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