Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]
306 Expressionismus/Dadaismus (1910–1920/1925) Das Huhn In der Bahnhofhalle, nicht für es gebaut, geht ein Huhn hin und her ... Wo, wo ist der Herr Stationsvorsteh’r? Wird dem Huhn man nichts tun? Hoffen wir es! Sagen wir es laut: dass ihm unsre Sympathie gehört, selbst an dieser Stätte, wo es – „stört“! Ordnen Sie den Gedichten folgende formale oder inhaltliche Charakteristika zu (Mehrfachzu ordnungen möglich): –– Verzicht auf grafische Zeichen, die einen lautlichen Wert haben; –– Zuneigung zu jenen, die im Zuge der techni schen Entwicklung an den Rand geraten; –– Verzicht auf semantischen Sinn; –– die Form des Textes bildet den „Träger der Aktion“ ab; –– Sprache wird als bloßes Lautmaterial verwendet; –– Klang tritt in den Vordergrund. Die Wiener Gruppe Ende der 50er-Jahre des 20. Jahrhunderts tritt in der österreichischen Literatur eine Gruppe von Dichtern und Dichterinnen auf, die zunächst auf massiven Wi derstand der Öffentlichkeit stößt. Friedrich Achleitner, H. C. Artmann, Konrad Bayer, Gerhard Rühm, Oswald Wiener und die der Gruppe nahestehenden Ernst Jandl und Friederike Mayröcker provozieren. Wörter und Sätze werden zerlegt und vertauscht, die gramma tischen, orthographischen und syntaktischen Normen der Sprache werden zerstört. Absolut „unpoetische“ Vokabel der Alltags- bis Fäkalsprache finden Eingang in die Dichtung, man schreibt radikal klein, um die Nomen nicht zu bevorzugen. Die Einbeziehung akusti scher und grafischer Elemente der Sprache in die Dichtung verblüfft genauso wie die Entdeckung des Dialekts für die Lyrik, die sich unter anderem in dem später zum Lyrikbestseller gewordenen Werk H. C. Art manns „med ana schwoazzn tintn“ zeigt. Aktionistische Kunst Häufig wurden die Texte in „literarischen cabarets“ vorgetragen. Aus ihnen entwickelten sich in den 60er- und 70er-Jahren künstlerische Präsentationsformen, die besonders provozierten. In Verbindung mit bilden den Künstlern wollte man in „aktionistischen“ Hap pening-Veranstaltungen eine Art von Gesamtkunst werk realisieren. Die Aktionisten verbanden bildneri sche, musikalische, literarische, darstellende Elemen te, teilweise auch Geruch und Geschmack zu einem Werk, bei dem auch die Zuschauer/Zuschauerinnen als Akteure mitwirken sollten. Mit dem „Orgien Myste rien Theater“ von Hermann Nitsch und den Zeichnun gen, Malereien, Dichtungen und den eigenen Körper einsetzenden „Totalaktionen“ von Günter Brus und Ru dolf Schwarzkogler gibt der Aktionismus bis heute An lass zu heftigen Diskussionen. Die Dadaisten als ausdrückliche Vorbilder für die Wiener Gruppe Als Anreger für ihre Dichtung und auch die Form der Präsentation nennen die Vertreter der Wiener Gruppe namentlich die Sprachexperimente von Stramm, Schwitters, Arp und Ball. Vier Beispiele sollen einen Einblick in die Literatur der Wiener Gruppe geben. 2 4 6 8 Aufgabe H. C. Artmann bei einer Lesung, Foto, 1995 Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen fassung Literatur übersicht Grenzenlos Fokus Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=