Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]

304 Expressionismus/Dadaismus (1910–1920/1925) ■■ Bestimmen Sie folgende Aspekte des Gedichts: –– Welches Stilmittel charakterisiert die erste Strophe? –– Welche Jahreszeit wird beschrieben? –– Welchen Eindruck von dieser Jahreszeit vermitteln die von Trakl gewählten Bilder der ersten Strophe? Mit welchen „positiven“ Bildern könnte man diese Jahreszeit be­ schreiben? ■■ Stellen Sie fest, welchen Kontrast zur ersten Strophe die Verse 5 bis 8 bilden. ■■ Charakteristisch für Trakls Lyrik sind die zahlreichen attributiv gebrauchten (Farb-)Adjektiva. Erläutern Sie, welchen Symbolwert Sie den Adjektiven des Gedichts wie „schwarz“, „braun“, „leer“, „sanft“, „rund“, „goldig“, „süß“, „finster“, „kalt“, „kristallen“ zuordnen. ■■ Stellen Sie fest, welches Schicksal die geheimnisvolle „sanfte Waise“ erleidet und welche Stimmung damit wieder hereinbricht. ■■ Denkbar wäre es, das Gedicht nach der dritten Strophe enden zu lassen. Doch Trakl setzt den Text fort, indem er ein lyrisches Ich einführt. Bestimmen Sie die Metapher, mit der sich das Ich in der vierten Strophe bezeichnet, und die religiösen Metaphern in den Strophen 2, 4 und 6. ■■ Erläutern Sie, welche verschiedenen Bezie­ hungen zwischen Gott und Mensch durch diese Metaphern beschrieben werden. ■■ Beschreiben Sie die Stimmung, welche durch die Bilder der letzten Strophen entsteht. „Mönchin“, „Jünglingin“, „zitternde Geschwister“ In Trakls Werk gibt es Metaphern und Bilder, die zu­ nächst besonders schwer aufzulösen scheinen. Von „Mönchin“, „Jünglingin“ ist zu lesen, das Gedicht „Traum des Bösen“ endet mit den Zeilen „Aussätzige, die zur Nacht vielleicht verwesen. / Im Park erblicken zitternd sich Geschwister.“ Im Gedichtzyklus „Siebengesang des Todes“ gibt es die Verse „Ein strahlender Jüngling / Er- scheint die Schwester in Herbst und schwarzer Verwe- sung.“ Im Gedicht „An die Schwester“ erscheint diese als „Karfreitagskind“. Im Gedicht „Nachtergebung“ er­ geht die Aufforderung „Mönchin! Schließ mich in dein Dunkel“. Zwei Stellen aus „Traum und Umnachtung“ lauten so: [I]n dunklen Zimmern versteinerte das Antlitz der Mutter und auf dem Knaben lastete der Fluch des entarteten Geschlechts. Manchmal erinnerte er sich seiner Kindheit, erfüllt von Krankheit, Schrecken und Finsternis, verschwiegener Spiele im Sternengar- ten, oder dass er die Ratten fütterte im dämmernden Hof. Aus blauem Spiegel trat die schmale Gestalt der Schwester und er stürzte wie tot ins Dunkel. […] Weh, der unsäglichen Schuld, die jenes kundtut. Aber da er Glühendes sinnend den herbstlichen Fluss hinabging unter kahlen Bäumen hin, erschien in härenem Mantel ihm, ein flammender Dämon, die Schwester. Beim Erwachen erloschen zu ihren Häuptern die Sterne. O des verfluchten Geschlechts. Wenn in befleckten Zimmern jegliches Schicksal vollendet ist, tritt mit modernden Schritten der Tod in das Haus. Natürlich reicht Dichtung, die Qualität hat, über die privaten Erfahrungen des Autors/der Autorin hinaus. Allerdings spielen die biografischen Elemente manch­ mal eine besondere Rolle und tragen zum Verstehen bei. Erinnern Sie sich dabei zum Beispiel an Goethes „Werther“ oder auch an Kafka. Nicht um billige „Schlüs­ sellochperspektive“ geht es dabei, sondern um „Schlüssel“ zum Verständnis. Für Trakls von Schuldge­ fühlen geprägte Gedichte ist die Inzestbeziehung zu seiner Schwester als biografisches Faktum von hoher Bedeutung. Dieses Faktum erklärt auch die große An­ zahl von damit in Zusammenhang stehenden Bildern und Metaphern, die ohne dieses Wissen nicht auflös­ bar wären. Trakls letztes Gedicht In der Schlacht von Grodek, im Dienst der Armee der österreichisch-ungarischen Monarchie, schreibt Trakl 1914 sein letztes Gedicht. Aufgabe 2 4 6 8 10 12 14 16 Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen­ fassung Literatur­ übersicht Grenzenlos Fokus Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=