Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]

285 Symbolismus, Impressionismus, Fin de Siècle, Wiener Moderne (1890–1920) tenprotesten, die inzwischen jedes Maß verloren ha- ben. Kritik daran ist tabu. Professorenpranger sind aufgestellt. Disziplinarverfahren laufen gegen die, die sich der Warnmaßnahme verweigern, weil sie die Auseinandersetzung mit Problemen als eine Aufgabe von Kunst sehen, die man nicht verbieten kann. Es geht nicht nur um Kunst. Eine Professorin wird angezählt, weil sie das „Flirten zwischen Studieren- den auf dem Campus“ nicht „Sexualdelikt“ nennt, sondern „normales jugendliches Verhalten“. Ein Pro- fessor kommt vor Gericht, weil er ein Studentenrefe- rat mit einer schlechten Note bewertet. Wird in einer von „Weißen“ geführten Mensa Sushi angeboten, gilt das als „Vereinnahmung der asiatischen Kultur“. Hän- deklatschen ist verpönt, damit der Einarmige nicht diskriminiert wird. Die Forderung: Wir schnipsen alle mit den Fingern! Das ist Amerika? Das ist nicht nur Amerika. Ein Freund von mir, Grundschullehrer in einer sächsi- schen Kleinstadt, ist kürzlich vors Schulamt geladen worden: Eltern hatten sich beschwert, dass ihre Kin- der im Leseunterricht mit Unzumutbarem konfron- tiert werden, mit Gotteslästerlichem, Rassistischem, Frauenverachtendem und kruder, die Seelen der Zweitklässler zerstörender Fantasie. Es handelte sich um Otfried Preußlers Kinderbuchklassiker „Die klei- ne Hexe“. Quelle: http://www.deutschlandfunkkultur.de/der-triggerknueppel-lite- ratur-gefaehrdet-eventuell-ihre.1005.de.html?dram:article_id=373087, 05.12.2016; abgerufen 26.04.2019. Eine Triggerwarnung ist eine Anmerkung, die einem Text, Film, Video oder Ähnlichem vorausgeht, um das Publikum zu informieren, dass Szenen folgen, die auf irgendeine Weise für die Psyche „gefährlich“ sein könnten. Grund dafür sind Auslösereize, so genannte „Trigger“. Völlig unerwartet können, hervorgerufen durch äußere Eindrücke, Erinnerungen an frühere traumatisierende Erfahrungen wachwerden, „Die kleine Hexe“ von Otfried Preußler erschien 1957 und wurde bis heute in 47 Sprachen übersetzt. Der Wunsch der kleinen Hexe ist es, mit den großen Hexen auf dem Blocksberg herumfliegen zu dürfen. Beim Versuch, sich in der Walpurgisnacht ihnen anzuschließen, wird sie entdeckt und ihr Hexenbesen zur Strafe verbrannt. Es wird ihr aber in Aussicht gestellt, an der nächsten Walpurgisnacht teilnehmen zu dürfen, wenn sie es bis dahin zu einer guten Hexe gebracht habe. Nun bemüht sich die kleine Hexe ein Jahr lang, ausreichend gute Taten zu vollbringen, hilft armen Menschen, bestraft Bösewichte, rettet Tiere. Als sie sich wieder beim Hexenrat meldet, stellt sich jedoch heraus, dass nach dessen Auffassung eine Hexe dann gut ist, wenn sie böse ist. Also soll sie bestraft werden, das Holz für den Scheiterhaufen der Walpurgisnacht zusammenzutra- gen. Aber sie rächt sich, indem sie den großen Hexen „das Hexen abhext“ und deren Zauberbücher und Besen herbeizaubert. Die Besen und Bücher benutzt sie dann als Scheiterhaufen für ihre eigene Walpurgisnacht. Und die bösen Hexen können jetzt nicht mehr das Hexen lernen. Aufgabe 2: Arthur Schnitzler: Leutnant Gustl Verfassen Sie eine Textinterpretation. Lesen Sie die Ausschnitte aus „Leutnant Gustl“ von Arthur Schnitzler (siehe Seite 270 ff.). Verfassen Sie nun die Textinterpretation und berücksichtigen Sie dabei folgende Arbeitsaufgaben. ■■ Beschreiben Sie den Auslöser von Gustls Problem und die dominierenden Wertvorstellungen der damaligen Gesellschaft, insbesondere des Militärs. ■■ Stellen Sie Gustls Gedanken und Stimmungen und die Lösung des Problems dar. ■■ Analysieren Sie die sprachlichen Eigenheiten des Textes. ■■ Beurteilen Sie, ob Sie „Leutnant Gustl“ mit einer Triggerwarnung versehen oder lieber gleich aus dem Unterricht verbannen würden. Schreiben Sie zwischen 540 und 660 Wörter 55 60 65 70 75 Info Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen­ fassung Literatur­ übersicht Grenzenlos Fokus Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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