Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]

281 Symbolismus, Impressionismus, Fin de Siècle, Wiener Moderne (1890–1920) Gustav Klimt, Adele Bloch-Bauer I, Öl, Silber und Gold auf Leinwand, 1907, Neue Galerie New York Adele Bloch-Bauer (1881–1925) Auch Adele Bloch-Bauer war eine der bemerkenswer­ ten Frauengestalten des Wiener Fin de Siècle. So wie Alma Mahler-Werfel stammt sie aus dem reichen Großbürgertum. In ihrem Salon verkehrten Persönlich­ keiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Sie hatte nicht nur eine hohe humanistische Bildung, sondern galt auch als besonders kunstsinnig. Soziales Gedan­ kengut war ihr ein persönliches Anliegen. Finanziell unterstützte sie Gustav Klimt trotz dessen Ächtung in traditionellen Gesellschaftskreisen. Mit Unterstützung von Adele Bloch-Bauer und ihres Gatten Ferdinand entstanden die berühmten Klimt-Bilder „Adele Bloch-Bauer I“, 1907, „Apfelbaum I“, 1912, „Adele Bloch-Bauer II“, 1912, „Häuser in Unterach am Atter­ see“, 1916, sowie das Porträt der Amalie Zuckerkandl, 1918, einer engen Freundin von Adele Bloch-Bauer. „Adele Bloch-Bauer I“ – die Geschichte eines Bildes 1925 Adele Bloch-Bauer bestimmt kurz vor ihrem Tod in ihrem Testament, ihr Mann möge die Klimt-Bilder seinerseits testamentarisch der Österreichischen Ga­ lerie vermachen. 1938 Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deut­ sche Reich unter der Diktatur des Nationalsozialismus flieht Ferdinand Bloch-Bauer in die Schweiz. Die Ge­ mälde bleiben in Österreich. Sein Vermögen und die Kunstsammlung werden von den Nationalsozialisten enteignet und zum Kauf angeboten. Die Bilder von Klimt, darunter „Adele Bloch-Bauer I“, können zu­ nächst nicht verkauft werden, da die Werke nicht dem Geschmack der NS-Kunstfunktionäre entsprechen. 1941 Die Österreichische Galerie kauft die Klimt-Bilder „Adele Bloch-Bauer I“ und „Apfelbaum I“. 1945 Ferdinand Bloch-Bauer stirbt in Zürich. Zuvor wi­ derruft er noch alle früheren, die Schenkungen an ös­ terreichische Museen betreffenden testamentarischen Bestimmungen und beauftragt einen Anwalt, sich für die Rückgabe seines von den Nationalsozialisten ge­ raubten Vermögens einzusetzen. Die Klimt-Bilder wur­ den nicht rückerstattet. Sie verblieben in der Österrei­ chischen Galerie. 1998 wird in Österreich das Kunstrückgabegesetz (Restitutionsgesetz) beschlossen. Es umfasst das Recht, in die Unterlagen der staatlichen Museen und Galerien Einsicht zu nehmen, um ermitteln zu können, wie Kunstwerke erworben worden waren. Der Journa­ list Hubertus Czernin informiert die Erben Ferdinand Bloch-Bauers über die Umstände, wie die Klimt-Bilder nach dem Krieg in den Besitz der Republik gekommen waren. Als Erben hatte Ferdinand Bloch die Kinder sei­ nes Bruders, unter anderem Maria Altmann, einge­ setzt. Maria Altmann, die seit ihrer Flucht vor den Na­ tionalsozialisten in den USA lebt, sucht um Rückgabe ihres Erbes an. Österreich vertritt jedoch die Auffas­ sung, das Bild sei gemäß Adele Bloch-Bauers letztem Willen rechtmäßig in den Besitz der Österreichischen Galerie übergegangen. 2005 Nach Einbringung einer Klage gegen die Repu­ blik Österreich durch Maria Altmann wird ein Schieds­ gericht einberufen, das in seiner Entscheidung am 15. Januar 2006 festhielt, dass „die Voraussetzungen [...] für eine unentgeltliche Rückgabe der [...] Bilder an die Erben erfüllt sind“ . 2006 Nachdem die Republik Österreich auf das ihr eingeräumte Vorkaufsrecht verzichtet hat, die fünf Bil­ der (Adele Bloch-Bauer I, Adele Bloch-Bauer II, Apfel­ baum I, Buchenwald/Birkenwald, Häuser in Unterach am Attersee) mit einem Schätzwert von 300 Mio. Dol­ lar (ca. 250 Mio. Euro) zu erwerben, werden die Bilder am 14. Februar nach Los Angeles gebracht, wo Maria Altmann seit 1942 lebt. Am 19. Juni wird berichtet, dass der Unternehmer Ronald S. Lauder das Gemälde „Ade­ Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen­ fassung Literatur­ übersicht Grenzenlos Fokus Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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