Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]

28 Hochmittelalter (1170–1250) Den Mann der Seitensprünge klagt das dürre Holz im Walde an, weil es zerbricht und dabei knackt – ei, und schon wacht der Wächter auf. ■■ Ordnen Sie diese Ratschläge nach folgenden Gesichtspunkten: Engagement gegenüber sozial Benachteilig­ ten; Engagement für Standesgenossen; Verhalten gegenüber Unterlegenen; Umgang mit Besitz und Vermögen; Regeln für den Umgang mit anderen im Alltag; Hygiene­ regeln; Verhalten gegenüber Frauen. ■■ Erklären Sie, welche Gefahren des Lebens im Hochmittelalter in diesem Belehrungskatalog sichtbar und welche Werte als besonders wichtig empfunden werden. Höflichkeit statt Menschlichkeit Auf seinen Abenteuerfahrten kämpft Parzival erfolg­ reich für die in ihrer Burg von einem Heer bedrängte Königin Condwiramurs und heiratet sie. Bei einem Aus­ ritt gerät er auf den Weg zur Gralsburg. Der Empfang ist herzlich. Prächtigste Bewirtung, Gespräche, Geschenke für Parzival von der versammelten Gralsritterschaft, edle Knappen, schönste Jungfrauen und der kranke, von ei­ nem Speer verwundete Gralskönig Amfortas, Parzivals Onkel, kennzeichnen den Abend. Amfortas’ Wunde ist unheilbar, er kann aber auch nicht sterben, weil der Gral ihm ewiges Leben gibt. Vor dem Mahl wird eine bluten­ de Lanze durch den Raum getragen, was von der ver­ sammelten Hofgesellschaft mit lautem Klagen begleitet wird. Dann tragen 24 junge Edelfrauen das kostbare Tischgedeck auf, schließlich wird von der Königin Re­ panse de Schoye der Gral hereingetragen, bei Wolfram ein Stein, der wie ein „Tischlein-deck-dich“ Speisen und Getränke hervorbringt. Und am Ende bekommt Parzival vom Burgherrn dann noch dessen eigenes kostbares Schwert geschenkt – ein letzter Versuch, den schweigsa­ men Ritter zu einer Nachfrage zu ermuntern, mit der er den kranken König Amfortas erlöst hätte: Parzival nahm alles wahr: den Luxus und das große Wunder – er wahrte die Form und fragte nicht. Er dachte: „Gurnemanz empfahl – und das war ihm völlig ernst – ich soll nicht viele Fragen stellen. Vielleicht bleib ich so lange hier, wie ich bei ihm geblieben bin – dann krieg ich raus, auch ohne Frage, was mit den Leuten hier los ist.“ Bei dieser Überlegung kam ein Page, trug ein Schwert herein. Der Wert der Scheide: tausend Mark; der Griff des Schwertes: ein Rubin; die Klinge: sie war ganz gewiss der Anlass wahrer Wundertaten. Der Burgherr reichte es dem Gast und sagte: „Herr, ich trug es oft im Kampfgetümmel, eh mich Gott an meinem Leib verstümmelt hat. Es möge Euch entschädigen, falls wir’s an etwas fehlen ließen. Ihr müsst es immer bei Euch tragen. Wenn Ihr es auf die Probe stellt: Ihr seid im Kampf damit beschützt.“ Ein Unglück, dass er jetzt nicht fragte! Noch heut leid ich dran – für ihn! Denn als man ihm das überreichte, war dies ein Wink: er sollte fragen. Der Burgherr tut mir gleichfalls leid, weil er ein schweres Schicksal hat – die Frage hätte ihn erlöst. Man hatte jetzt genug serviert – wer im Dienst war, packte zu […] Und trug die Tische wieder raus. ■■ Untersuchen Sie, welcher konkreten Beleh­ rung von Gurnemanz Parzival hier folgt. ■■ Erläutern Sie, welche Fragen Sie einem Kranken gegenüber für angebracht halten. ■■ Bestimmen Sie, wo sich der Autor wieder kommentierend ins Geschehen einschaltet. Die letzte Belehrung Am nächsten Morgen findet Parzival alles leer, er steigt aufs Pferd, ein Knappe ruft ihm nach: „Hättet ihr bloß den Schnabel aufgemacht, den Wirt gefragt!“ 40 42 Aufgabe 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 Aufgabe Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen­ fassung Literatur­ übersicht Grenzenlos Fokus Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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