Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]

256 Naturalismus (1885–1900) ■■ Erläutern Sie, welche Funktion die für den Naturalismus charakteristischen genauen Personenbeschreibungen und Szenenanwei­ sungen haben. ■■ Analysieren Sie, inwiefern die Sprache vor allem Luises „typisch“ naturalistisch ist. ■■ Erschließen Sie, welche sozialen Fakten sich aus dem Weberlied und aus Luises Attacke gegen Hilse herauslesen lassen. Kein strahlender Held, der die Weber zum Sieg führen könnte Weshalb lässt Hauptmann den Weberaufstand nicht erfolgreich enden? Die Antwort: Das hätte weder der politischen Skepsis der Naturalisten noch der histori­ schen Wahrheit entsprochen. Hauptmann, dessen Großvater selbst schlesischer Weber war, hat die Um­ stände und das Scheitern des großen Weberaufstan­ des von 1844 genau recherchiert. Der Aufstand war durch Truppen nach wenigen Tagen niedergeschlagen, zehn Weber waren erschossen worden. 80 Angeklagte wurden zu insgesamt 203 Jahren Zuchthaus, 90 Jahren Festungshaft und 330 Peitschenhieben verurteilt. Zweimal „Weber“ – ein Vergleich Einige Tage nach dem Weberaufstand von 1844 ver­ öffentlichte Heinrich Heine das bald in ganz Deutsch­ land als Flugblatt verbreitete Gedicht „Die schlesi­ schen Weber“. Es ist Hauptmann gut bekannt: Im düstern Auge keine Träne Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne: Deutschland, wir weben dein Leichentuch, Wir weben hinein den dreifachen Fluch – Wir weben, wir weben! Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten In Winterskälte und Hungersnöten; Wir haben vergebens gehofft und geharrt – Er hat uns geäfft, gefoppt und genarrt – Wir weben, wir weben! Ein Fluch dem König, dem König der Reichen, Den unser Elend nicht konnte erweichen, Der den letzten Groschen von uns erpresst Und uns wie Hunde erschießen lässt – Wir weben, wir weben! Ein Fluch dem falschen Vaterlande, Wo nur gedeihen Schmach und Schande, Wo jede Blume früh geknickt, Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt – Wir weben, wir weben! Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht, Wir weben emsig Tag und Nacht – Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch, Wir weben hinein den dreifachen Fluch, Wir weben, wir weben! ■■ Bestimmen Sie die dominierenden Stilmittel in Heines Gedicht. ■■ Beurteilen Sie, wer die Adressaten dieses Weberlieds sind. ■■ Vergleichen Sie die Weber dieses Gedichts mit jenen, die Luise in Hauptmanns Drama beschreibt (S. 255) ■■ Erörtern Sie, welches Weberlied (Heine – Hauptmann) Ihnen stilistisch „anspruchsvoller“ und welches im Inhalt resignativer erscheint. Aufgabe 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 Aufgabe Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen­ fassung Literatur­ übersicht Grenzenlos Fokus Nur zu Prüfzweck n – Eigentum des Verlags öbv

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