Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]

242 Poetischer Realismus (1850–1900) gedichte“ zeigen, ein besonders wichtiges „Messinst­ rument“ für gelungene oder nicht gelungene Texte. Auch heute gilt: Dichter und Dichterinnen sind keine Faulenzer Dass Dichten harte Arbeit ist, darauf weisen die Auto­ rinnen und Autoren auch heute immer wieder hin. Wolfgang Bittner, ein zeitgenössischer Autor, gibt in seinem Buch „Beruf Schriftsteller“ (2006) einen präzi­ sen Einblick in die Schreibarbeit eines modernen Lite­ raten: Gehen wir einmal von jemandem aus, der haupt­ beruflich Texte von anerkannt literarischem Niveau verfasst. Die Arbeit eines solchen Berufsschriftstel- lers spielt sich überwiegend am Schreibtisch ab, der gewöhnlich bei ihm zu Hause im Arbeitszimmer stehen wird. […] Für eine ständige schriftstellerische Arbeit, vor allem an längeren Texten, scheint es […] wichtig zu sein, dass der Autor über einen eigenen, möglichst ruhigen Arbeitsplatz verfügt, an dem und in dessen Nähe ihm die notwendigen Hilfsmittel zur Verfügung stehen wie Wörterbücher, Nachschlage- werke, Computer, Telefon, Fax-Gerät, Kopierer, Bibliothek, Zeitungsarchiv usw. Allerdings bietet die neuere Technik heute Arbeitsmittel (Laptop, Inter- net, Handy usw.), die das Schreiben überall auf der Welt ermöglichen. […] Das Verfassen literarischer Texte erfordert Konzentration. Der Schriftsteller wählt den Inhalt und die Worte, er „verdichtet“. So zu schreiben, ist eine einsame, einzelgängerische Tätigkeit, auch dann noch, wenn man dabei vom Lärm und von der Bewegung in einem Café umge- ben ist, erst recht im Arbeitszimmer am Schreibtisch. Man kann noch so viel über das Schreiben reden, über Literaturästhetik, Pläne und Entwürfe, man kann umherreisen, im Internet surfen, palavern und schwadronieren; alles nützt nichts, solange man nichts zu Papier bringt oder in den Computer tippt. In dieser Phase, soweit es um die erste Ausarbeitung geht, kann einem niemand helfen, weder ein Lektor noch ein Computer. Aus dem Internet kann man sich bestenfalls nützliche Informationen holen, und der Schreibcomputer vereinfacht die handwerkliche Arbeit am Text. Aber die mönchische Zurückgezo- genheit hat auch eine durchaus angenehme, medita- tive Seite. […] Für den, der tagtäglich schreibt und davon lebt, ist Schreiben zuallererst Arbeit, wenn auch eine selbstbestimmte, die viel Spaß machen kann. Was dabei entsteht, ist – neutral formuliert – der Text. […] Für manche Werke sind umfangreiche Vorarbeiten und Nachforschungen erforderlich, andere können zügig hingeschrieben werden. Empfindsame Naturlyrik oder Liebesgedichte lassen sich natürlich nicht auf Abruf und nicht jeden Tag schreiben; ihre Entstehung ist von Stimmungen und besonderen Umständen abhängig. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen­ fassung Literatur­ übersicht Grenzenlos Fokus Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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