Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]

24 Hochmittelalter (1170–1250) Der Leseraum 1 Von der Schwierigkeit, richtig zu leben Hartmann von Aue: „Erec“ (um 1190) und „Iwein“ (um 1205) König Artus und die Artusepik König Artus (Arthur) wird in lateinischen Chroniken als „Dux Britannorum“ aus dem 6. Jahrhundert erwähnt. Allerdings sind die Historiker nicht sicher, ob er eine geschichtliche Figur ist. Manche meinen, dass es sich um einen übertragbaren Ehrennamen handle, der sich aus dem keltischen „art“ (Bär) und dem lateini- schen „ursus“ zusammensetzt. Die Figur des Königs Artus wurde in der Literatur des Mittelalters zum vorbildhaften Ritter stilisiert, der sich in seiner Tafelrunde mit erlesenen Helden umgibt (Iwein, Erec, Lancelot, Gawain) und das ideale höfische Leben präsentiert. Der einflussreichste literarische Gestalter der Artus-Stoffe ist der Franzose Chrétien de Troyes (um 1150 bis 1190). Info Hartmann, ein Literaturstar Hartmann führt die Welt des Königs Artus in die deutsche Litera­ tur ein, sein Artusroman „Iwein“ ist in der hohen Zahl von 25 Handschriften überliefert, er ist der einzige Epiker, der es auf vier vollständige Epen bringt, und er nennt sich selbstbewusst in allen seinen Werken als Verfasser. Dichterkollegen rühmen ihn als den besten unter den lebenden Autoren: „Wer gute Dich- tung zu schätzen weiß und sie auch zu verstehen imstande ist, der muss Hartmann Siegeskranz und Lorbeer überlassen“ , so sein Dichterkollege Gottfried von Straßburg. „Erec“: auf den ersten Blick eine simple Handlung Hartmanns „Erec“, entstanden zwischen 1180 und 1190, nimmt ein in der Literatur bis heute beliebtes Motiv auf: Ein „Held“ be­ gibt sich in Gefahren, meistert sie und gewinnt eine schöne Frau. Erec, Ritter der Tafelrunde des König Artus, wird beleidigt, rächt die „schande“ in vielen Abenteuern, gewinnt „êre“ und ent­ brennt in „minne“ zu Enîte, die jung und schön, aber arm ist. Erec „verliegt“ sich Die eigentliche Geschichte Erecs und Enîtes beginnt jedoch dort, wo triviale Literatur endet, beim Happyend der Hochzeit. Erec vergisst, dass ein Ritter nicht nur der Dame dienen soll, sondern sich in der Welt bewähren muss. Das Vergessen der Ritterpflich­ ten regt Erecs Freunde auf, Enîte hört das Getuschel: Nû kam ez alsô nâch ir site daz er umbe einen mitten tac an ir arme gelac. […] si wânde daz er sliefe. einen sûft nam si tiefe unde sach in vaste an. si sprach: „wê dir, dû vil armer man, und mir ellendem wîbe, daz ich mînem lîbe sô manegen vluoch vernemen sol.“ dô vernam Êrec die rede wol. […] Als er vernam diu mære waz diu rede wære er sprach: „der ist genuoc getân.“ zehant hiez er si ûf stân, 2 4 6 8 10 12 14 daz si sich wol kleite unde ane leite daz beste gewæte daz si iender hæte. sînen knaben er seite daz man im sîn ros bereite. 16 18 20 22 Darstellung des Hartmann von Aue im Codex Manesse, Universitätsbibliothek Heidelberg, frühes 14. Jh. Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen­ fassung Literatur­ übersicht Grenzenlos Fokus Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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