Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]
238 Poetischer Realismus (1850–1900) ■■ Zu Textausschnitt 1: Erläutern Sie, welche Motive für Effis Eheschließung sich aus den Äußerungen von Mutter und Tochter erken nen lassen und was für Effi Briest die wichtigsten Komponenten einer Ehe sind. ■■ Bei der Verlobungsfeier spekuliert Effis Vater über die Bedeutung der Namen Geert und Effi: „Geert, wenn er nicht irre, habe die Bedeutung von einem schlank aufgeschlosse nen Stamm und Effi sei dann also der Efeu, der sich darumzuranken habe.“ Analysieren Sie, welches Frauenbild dieser – dilettanti sche – Versuch einer Namensdeutung entwirft. ■■ Zu Textausschnitt 2: Stellen Sie die Gründe dar, weshalb Effis Eltern ihr Haus vor ihrer Tochter verschließen, und beschreiben Sie den Ton des Briefes. ■■ Zu Textausschnitt 3: Erläutern Sie, wer das „er“ ist, von dem Effi nach der Begegnung mit ihrer Tochter spricht, und aus welchen Gründen Effi den sprachlichen Äußerungen ihrer Tochter so viel Gewicht beimisst, dass sie zusammenbricht. ■■ Fassen Sie Effis Vorwürfe gegen ihren Mann zusammen. ■■ Untersuchen Sie, welche Textstellen die für den Realismus charakteristische Haltung ausdrücken, wonach die Umstände nicht zu ändern seien. Fontanes Eheroman im Trend der Zeit Die Themen „Ehe“ und „Stellung der Frau in der bür gerlichen Gesellschaft“ sind nicht nur ein zentrales Motiv vieler Romane Fontanes, sondern ein wichtiges Motiv der gesamteuropäischen Literatur der Zeit. Gustave Flaubert behandelt das Motiv des Ehebruchs in seinem Roman „Madame Bovary“ (1857), Lev Nikola jewitsch Tolstoi im Roman „Anna Karenina“ (1877), Henrik Ibsen im Drama „Nora. Ein Puppenheim“ (1879). Ausführlich werden diese Fragen auch in der Philoso phie dieser Zeit und von der sich formierenden Frau enbewegung behandelt. Eines der einflussreichsten Bücher, „Der Frauen Natur und Recht“, wurde 1876 von Hedwig Dohm, einer der radikalsten Kämpferinnen für die Rechte der Frauen, veröffentlicht: Erworbene falsche Vorstellungen, Vorurteile, wenn sie Jahrhunderte oder gar Jahrtausende überdauert haben, versteinern gleichsam und werden dann von den Menschen Gesetzen gleich geachtet, die von Gott selber auf eherne Tafeln geschrieben [...]. Die Reflexion, der Verstand, oder sagen wir einfacher und richtiger, der Egoismus spricht zu dem Manne: Die Frau, die an deinem Herde lebt, darf nicht allzu klug sein, der Verstand muss bei ihr unter der Herrschaft des Gefühls stehen, sie muss sein: passiv, rezeptiv 1 , naiv. In keinem Fall darf sie klüger sein als du. [...] Ist er, der Gatte, auch als Mann etwas dümmlich, er tröstet sich damit, dass er wenigstens ein Mann ist, und als solcher ein Riese an Intelligenz den Frauen gegenüber [...]. Welche Eigenschaften erzeugen in der Regel absolute Abhängigkeit? Heuchelei, List, Verstellung, Lüge, Intrige, Mangel an Tatkraft [...]. Eine Frau, die nicht zu heucheln gelernt hat und die das Geschick nicht in eine Umgebung ungewöhnlich edler Menschen versetzt hat, wird fast immer in ihrem Leben kläglich scheitern, [...] sie lügt bloß und heuchelt, und sie lügt, weil sie lügen muss. Man könnte es auch höflicher ausdrücken und sagen: Sie [...] arrangiert sich. Es arrangiert sich aber niemand, es sei denn auf Kosten der Wahrheit und Menschenwürde. Aufgabe Porträtfoto- grafie Hedwig Dohm 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 1 empfänglich 22 24 Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen fassung Literatur übersicht Grenzenlos Fokus Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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