Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]
216 Biedermeier/Vormärz (1820–1848) ■■ Analysieren Sie, worin der inhaltliche Unterschied zwischen Büchners „Antimär chen“ und gewohnten Märchen besteht. ■■ Erläutern Sie, mit welchen Assoziationen und Gefühlen im Allgemeinen Sonne, Mond, Sterne verbunden werden. ■■ Vergleichen Sie das Märchen aus „Woyzeck“ inhaltlich mit den Grimmschen Märchen „Die sieben Raben“ und „Die Sterntaler“, von denen sich Elemente in Büchners Märchen finden. ■■ Bestimmen Sie, welche Elemente der beiden Märchen Büchner übernimmt, weglässt und was er hinzufügt. ■■ Deuten Sie diese Änderungen. „Woyzeck“: unvollendet, ungesichert, aber von großer Wirkung „Woyzeck“ blieb unvollendet, Büchner hinterließ das Stück in einer Reihe von Handschriften, die voneinander oft stark abweichen. Weder ein Personenverzeichnis noch eine Einteilung in Akte oder eine gesicherte Reihenfolge der Szenen wurden von Büchner erstellt. Die erste Veröffentlichung datiert aus dem Jahr 1880. Der Herausgeber arbeitete allerdings eher unwissenschaft lich, ließ Text aus, fügte ein, las manches falsch. Die ers te Aufführung fand 1913 statt. Seither gilt das Werk als das erste soziale Drama. Das bürgerliche Trauerspiel hat te die Kritik des Bürgertums am Adel formuliert, Büch ner aber bringt erstmals das „einfache Volk“ auf die Büh ne und kritisiert das Bürgertum, dessen Repräsentanten wie Doktor und Hauptmann zu Unterdrückern gewor den sind. Auf die Literatur des 20. Jahrhunderts hat „Woyzeck“ gewirkt wie kaum ein anderes Drama. Die Li teraturwissenschaft bemüht sich noch heute, in einer „kritischen Ausgabe“ den Text sowohl „lesefreundlich“ herauszugeben als auch einen Einblick in die verschie denen Fassungen Büchners zu ermöglichen. 3 Amerika: Land, wo „die Tyrannei zerschellt“, oder Land der „Krämerseelen“? Nikolaus Lenau: „Briefe aus Amerika“ (1832); Heinrich Heine: „Ludwig Börne. Eine Denkschrift“ (1840) Amerikalob, Amerikakritik und Pauschalurteile Ein Kennzeichen der Literatur des Vormärz ist das frei willige oder erzwungene Exil vieler Autoren. Heine und Börne gingen freiwillig nach Frankreich, Büchner muss te über die französische Grenze fliehen, um sich vor polizeilicher Verfolgung zu retten. Eine besondere An ziehungskraft übte jedoch Amerika aus. Der österrei chische Priester Carl Postl verließ heimlich sein Kloster und verbrachte Jahre in Mexiko und den USA. Unter dem Pseudonym Charles Sealsfield veröffentlichte er „Das Kajütenbuch“ (1841), in dem er die amerikanische Demokratie dem „versklavten“ Europa gegenüberstell te. Auch Nikolaus Lenau emigrierte 1832 mit hohen Er wartungen in die USA, die er zunächst enthusiastisch begrüßte: „ Du neue Welt, du freie Welt, / An deren blü- tenreichem Strand / Die Flut der Tyrannei zerschellt, / Ich grüße dich, mein Vaterland.“ Mit diesen Worten en det das „Lied eines Auswandernden“. Doch bald war Lenau von den USA und, wie er es sah, ihrem Run nach Geld enttäuscht und verließ das Land. „Man meine ja nicht, der Amerikaner liebe sein Vaterland […]. Jeder einzelne lebt und wirkt in dem republikanischen Ver bande, weil dadurch sein Privatbesitz gesichert ist […]. Der Amerikaner kennt nichts, sucht nichts als Geld.“ Pauschal beurteilt er die Amerikaner/innen als „him- melanstinkende Krämerseelen. Tot, für alles geistige Le- ben mausetot.“ Ein schiefes Licht auf Lenaus Kritik wirft seine vorurteilsvolle Haltung gegenüber Unge wohntem: „So z. B. gehen die Männer in den Städten auf den Gemüsemarkt, den Korb am Arme tragend, und kaufen hier das Nötige zusammen, während die Frauen sich zu Hause sehr behaglich und sehr müßig auf eigens dazu eingerichteten Schaukelstühlen hin und herwie- gen. Die Weiber sind fast heilig gehalten […].“ Aufgabe Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen fassung Literatur übersicht Grenzenlos Fokus Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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