Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]
213 Biedermeier/Vormärz (1820–1848) Heine angegriffen, totgeschwiegen, benützt Bereits zu Lebzeiten Heines begann die Auseinander setzung um sein Werk. Herabwürdigung der Religion, schrankenlose Subjektivität, Frivolität wurden ihm vorgeworfen, aber auch, ohne Zweifel mit Recht, schärfste Verletzung von Autoren, die eine andere Anschauung von Dichtung hatten. So agierte Heine zum Beispiel gegen August von Platen (1796–1835), dem Heine dessen Homosexualität vorwarf. Platen wiederum bediente sich gegen Heine des Antisemi tismus. Dieser führte im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einer breiten Ablehnung Heines, bis das NS-Regi me 1933 ohnehin „Schluss mit Heine“ verordnete. Man konnte aber nicht umhin, Heines „Loreley“-Ge dicht in die Lesebücher aufzunehmen, zu bekannt war der Text. Die NS-Lesebücher veröffentlichten das Gedicht allerdings unter „Autor unbekannt“. Auch im 20. Jahrhundert setzte sich Heine in Deutschland und Österreich schwer durch. Die ehemalige DDR hinge gen benützte Heine für den ideologischen Kampf ge gen den „kapitalistischen Westen“. Heine wurde dort zu einem der meistgelesenen Klassiker der deut schen Literatur. Hoch war immer schon Heines An sehen im Ausland. In Frankreich gilt er nach Goethe als der größte deutsche Dichter. Heinrich Heine: Die Loreley Ich weiß nicht was soll es bedeuten Dass ich so traurig bin; Ein Märchen aus alten Zeiten, Das kommt mir nicht aus dem Sinn. Die Luft ist kühl und es dunkelt, Und ruhig fließt der Rhein; Der Gipfel des Berges funkelt Im Abendsonnenschein. Die schönste Jungfrau sitzet Dort oben wunderbar; Ihr goldnes Geschmeide blitzet, Sie kämmt ihr goldenes Haar. Sie kämmt es mit goldenem Kamme Und singt ein Lied dabei; Das hat eine wundersame, Gewaltige Melodei. Den Schiffer im kleinen Schiffe Ergreift es mit wildem Weh; Er schaut nicht die Felsenriffe, Er schaut nur hinauf in die Höh’. Ich glaube, die Wellen verschlingen Am Ende Schiffer und Kahn; Und das hat mit ihrem Singen Die Loreley getan. ■■ Bestimmen Sie jeweils den Inhalt der ersten und zweiten, dritten und vierten sowie der fünften und sechsten Strophe des deutlich dreigeteilten Gedichts. ■■ Beschreiben Sie das Reimschema und die (drei) unreinen Reime. ■■ Beurteilen Sie die mögliche Funktion, die (der „Ironiker“) Heine diesen unreinen Reimen geben könnte. ■■ Deuten Sie die Funktion der Anapher in Strophe 5 und die Formulierung „Ich glaube“ in der letzten Strophe. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 Aufgabe Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen fassung Literatur übersicht Grenzenlos Fokus Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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