Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]
198 Biedermeier/Vormärz (1820–1848) Gymnasium verwiesen, Lehrer entlassen. Die für Österreich und die deutschen Staaten zuständige „Central-Untersuchungs-Commission“ zensierte Zei tungen und Bücher. Ausgenommen waren nur Werke über 20 Druckbogen (320 Seiten). Sie wurden für „un gefährlich“ gehalten, weil man annahm, dass sie we gen ihres Umfangs kaum gelesen würden. Die repres siven Maßnahmen schüchterten zwar ein, führten aber auch zu wachsender Empörung. Die sozialen Probleme der kleinen Bürger und Handwerker Zusätzlich zu den Forderungen nach Demokratisie rung verschärften sich die Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit. Manche Schichten des Bürgertums profitierten durch Gesetze zur Erleichterung von Han del und Produktion, manche wurden zu großen Indus triellen, und mit dem Ausbau der Infrastruktur wie Bahn, Straßen, Schifffahrt entwickelten sich Handel und Industrie. Doch anderen nahm gerade dies ihre Existenzgrundlage. Besonders kleine Handwerksbe triebe gerieten in wirtschaftliche Not. Sie verloren meist den Konkurrenzkampf mit der Industrie. Die sozialen Probleme der Bauern- und Arbeiter- schaft Zu Ende des 18. Jahrhunderts begann in Mitteleuropa die Aufhebung der Leibeigenschaft der Bauern. Sie wurden zwar von direktem Frondienst befreit, aber un ter die Gesetze des Marktes gezwungen. Viele konn ten mit der Produktion großer Gutsbesitze nicht Schritt halten und verloren ihre Höfe an Großgrundbe sitzer. Auch viele Arbeiterinnen und Arbeiter auf den Höfen verloren ihre Arbeit. Ihre einzige Möglichkeit bestand oft darin, in die industriellen Zentren zu zie hen, um ihre Arbeitskraft in den Fabriken anzubieten. Mit der Mechanisierung der Produktion genügten auch ungelernte Arbeiter, wie zum Beispiel Frauen und Kinder. Erst 1842 wurde Lohnarbeit von Kindern unter zwölf Jahren in Fabriken und Bergwerken unter sagt und die Arbeitszeit für Jugendliche von 16 Stun den täglich auf zwölf Stunden herabgesetzt. 1830: Die Revolution gelingt in Paris und scheitert in Deutschland 1830 bricht in Paris die Julirevolution aus. Bürger und Bürgerinnen, Arbeiterschaft, Studenten und Intellektu elle revoltieren. Auslösendes Moment für die Revolu tion ist die Aufhebung der Pressefreiheit. Nach einer Woche dankt der französische König ab, die Adelsprivi legien werden beschnitten. – Preußen und Österreich bleiben von Revolutionen überhaupt unberührt und garantieren den Fortbestand der restaurativen Politik. Wien hat zu dieser Zeit bis zu 10.000 „Geheim polizisten“, jeder Zwanzigste leistet Spitzeldienste für Metternich. Aus Deutschland ziehen nach diesen Er eignissen viele Dichter und Intellektuelle nach Paris. 1848: Revolution in Paris, Wien, Berlin Im Februar 1848 zwingen die Franzosen den 1830 an die Macht gekommenen „Bürgerkönig“ Louis Philippe zur Abdankung. Im März erhebt sich die Revolution zu nächst in Wien, dann in Berlin. Metternich tritt zurück, flüchtet. Im Juni revoltiert Paris. Es folgt die Oktober revolution in Wien. Doch alle Aufstände enden mit der Niederschlagung, Verhaftungen, Hinrichtungen, Wie dereinführung der Zensur. 1851 kehrt Metternich nach Wien zurück und beeinflusst bis zu seinem Tod 1859 die Politik des jungen Kaisers Franz Joseph I. Heranrücken kaiserlicher Truppen an Wien zur Niederschla- gung der Ausschreitungen bei der Revolution 1848, Gemälde, 19. Jh. Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen fassung Literatur übersicht Grenzenlos Fokus Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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