Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]
192 Das 4. Faust-Fenster: Goethe: „Faust. Der Tragödie zweiter Teil“ (1831) „Faust“ muss weitergehen Die Wette ist noch nicht gewonnen Erinnern Sie sich an „Faust I“. Im Himmel wurde zwi schen Gott und Mephistopheles um Fausts Seele ge wettet. Der Teufel hat gewonnen, wenn er Faust vom Streben nach Erkenntnis abhalten kann. Der Sieg Me phistos steht fest, wenn Faust zum Augenblicke sagt: „Verweile doch! du bist so schön!“ Doch das ist noch nicht geschehen. Das Drama muss weitergehen, bis von den beiden Wettpartnern des „Prologs im Himmel“ im ersten Teil von Goethes „Faust“ einer gewonnen hat: entweder Gott oder Mephistopheles. Vom Norden in den Süden, von der Liebe zur Arbeit Spielte „Faust I“ im deutschen Norden, so rückt Goethe, ohne Zweifel durch seine Italienreise beeinflusst, die Schauplätze nun in den Süden, vor allem in das klassi sche Griechenland. Auch sein Streben verändert sich. Nicht mehr die Liebe wird zumVersuch, den glücklichen Augenblick zu erleben, sondern in erster Linie die „Tat“. Personen, Schauplätze Schon Personenverzeichnis und Schauplatzangaben zeigen, wie vielschichtig das Werk ist. Antikes, Politi sches, Religiöses, Gesellschaftskritisches, Symboli sches, Metaphorisches bestimmen diesen von For schern als „in der Weltliteratur beispiellose(s) Gesamt- kunstwerk“ bezeichneten zweiten Teil. Viele Personen sind nur mit speziellem Wissen aufzulösen. Philemon und seine Frau Baucis gehören in die antike Mytholo gie. Sie sind die einzigen, welche den inkognito auf die Erde zu Besuch kommenden Zeus in ihrem Haus aufnehmen und bewirten. Zeus bedankt sich bei ih nen, indem er ihren Wunsch erfüllt, sich nie trennen zu müssen. Hier finden Sie in Auswahl eine Übersicht zu Personen und Schauplätzen – zur Orientierung, keineswegs zum „Auswendiglernen“: Personen: Faust – Mephistopheles – Kaiser – Paris – He lena – Wagner – Homunculus – Euphorion, Fausts und Helenas Sohn – Philemon und Baucis – Vier graue Wei ber: Mangel, Sorge, Schuld und Not – Mater Gloriosa. Wichtige Schauplätze: Kaiserliche Pfalz – Laborato rium – Felsbuchten des Ägäischen Meeres – Vor Mene laos’ Palast in Sparta – Innerer Burghof – Hochgebir ge – Bergschluchten. Zeit: 16. Jahrhundert und klassisches Altertum. Das Handlungsgerüst Papiergeld, Paris und Helena Faust wacht nach der Gretchentragödie in einer „an- mutigen“ Gegend auf. Er begibt sich mit Mephisto in die Politik und erscheint am Hofe des Kaisers. Mephis to schlägt vor, dessen finanzielle Schwierigkeiten durch die Einführung von Papiergeld zu beheben. Der Kaiser profitiert, ist zufrieden und hat einen weiteren Wunsch: Das „Traumpaar“ der Antike, Paris und Helena, soll erscheinen. Die Sichtbarmachung kann jedoch nur Faust gelingen, der „zu den Müttern“ hinabsteigt und nach seiner Rückkehr beide am Hof erscheinen lässt. Faust selbst wird von wilder Liebe zu Helena gepackt, als er sie ergreifen will, geht der Zauberwahn jedoch mit einer vernichtenden Explosion zu Ende. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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