Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]

19 Frühmittelalter (770–910 und 1060–1170) delt, hängt nicht nur von den Vätern allein ab. Das ist schließlich eine komplexe Entscheidung, die Vater und Mutter gemeinsam treffen. Und sie hängt auch von den Familienfinanzen ab. Da in unserer Gesell- schaft Männer immer noch besser bezahlt werden als Frauen, ist dies dann eben auch Teil der Entschei- dung“, gibt er zu bedenken. Ob nun Väter oder Müt- ter bei den Kindern zu Hause bleiben, hängt laut Ka- pella zusätzlich von den vorherrschenden Rollenbil- dern ab. Traditionellerweise ist das Muttersein als so- ziale Rolle viel stärker im Bewusstsein der breiten Masse verankert als die Vaterrolle. Engagierte Väter würden daher oft sogar von den eigenen Partnerin- nen kritisiert und zurückgepfiffen. Dann würde so mancher von ihnen an der Richtigkeit und Wichtig- keit seines Engagements zweifeln. (…) Warum Mitscherlichs Thesen für ihn heute nicht mehr gültig sind, meint Kapella, sei auch ganz beson- ders darauf zurückzuführen, dass sich das Erzie- hungsideal umgestellt habe. Vom Befehlen habe man sich auf Verhandlungen verlegt, die Beziehung zum Kind zähle mehr als die Autorität, die nicht mehr al- lein an der Vaterrolle festzumachen sei. „In meiner Kindheit hat es noch geheißen: Warte nur, bis der Va- ter nach Hause kommt. Er wird schon … Das sagt heute kaum noch jemand. Väter wie Mütter wissen, dass Erziehung viel mit Konsequenz zu tun hat. Die Vorstellungen, wer wofür zuständig ist, haben sich je- doch extrem verändert.“ Auch Mütter sind mittlerweile für Autorität und Dis- ziplin zuständig, müssen konsequent sein, während Väter spielerisch, emotional, sogar empathisch agie- ren dürfen. „Die Erziehung ist heute kinderzentriert, wird an den Bedürfnissen der Kinder festgemacht. Wir wollen sie möglichst gut fördern, insbesondere auch im frühkindlichen Erziehungsbereich. Unsere komplexe Gesellschaft hat hierfür vielerlei Lebensent- würfe und Ideen. Man sollte den Ursprung von Pro- blemen daher nicht nur im Nichtvorhandensein eines Vaters suchen“, resümiert der Familienforscher. Quelle: https://www.wienerzeitung.at/beilagen/wiener_jour- nal/639199_Von-wegen-vaterloser-Gesellschaft.html?em_cnt=639199, 20.06.2014; abgerufen 31.03.2019. 30 35 40 45 50 55 60 65 Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen­ fassung Literatur­ übersicht Grenzenlos Fokus Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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