Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]
188 Romantik (1795–1835) Nützlichkeit und Verwertungsmöglichkeit bewertet, bleibt das nicht ohne Folgen dafür, wie man sich selbst, die Mitmenschen und die Natur behandelt. Ge walt gegen sich, andere und die Umwelt sind die Fol ge, reibungsloses Funktionieren wird zum höchsten Ziel. Das „Tauschprinzip“ dringt in die Beziehungen zwischen den Menschen ein: Ich schaue, was ich vom anderen haben kann, der andere agiert ebenso. Das Misstrauen, vom anderen übervorteilt zu werden, zu wenig eingetauscht zu haben, „infiziert“ die menschli chen Beziehungen und reduziert diese auf berechnen des Konkurrenzverhalten. ■■ Der Gedanke des Tauschprinzips ist nicht von der Hand zu weisen. Wir „tauschen“ täglich. Analysieren Sie, was Sie wofür in der Schule mit Ihren Professorinnen und Professoren „tauschen“, was zu Hause, was unter Freun den, was „tauscht“ der Arbeiter/die Arbeiterin in der Fabrik, was der Bauer/die Bäuerin? ■■ Informieren Sie sich, eventuell in Gruppen, unter http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeit_ (Phi losophie) über die aktuellen und geschichtli chen Definitionen des Begriffs „Entfremdung“ und interpretieren Sie diese Definitionen. Aufgabe Auf den Punkt gebracht: Die Literatur der Romantik ■■ „Romantisierung“ des Lebens durch die Poesie, so lautet das romantische Programm: Über schreitung der Grenzen des Verstandes, Aufhebung der Trennung zwischen Wissen schaft, Künsten, Religion, Platz für das Wunder bare, Mystische; die Dichtung kann das „Zauber wort“ finden, das alle Grenzen aufhebt. ■■ Philosophische Grundlage ist die Ich-Philosophie Fichtes: Das Ich ordnet die Welt und gibt ihr „Sinn“; außerdem wirkt Schillers Arbeit über „naive“ und „sentimentalische“ Dichtung. ■■ Die Frühromantik konzentriert sich in Jena (Novalis, Wackenroder, Tieck), die Hochromantik in Heidelberg (Arnim, Brentano, zeitweilig Eichendorff), die Spätromantik in Berlin (E. T. A. Hoffmann). ■■ Charakteristisch sind die Hinwendung zum deutschen Mittelalter, auch als Basis nationalen Selbstbewusstseins gegen Napoleon, zur eigenen Sprache und zur „Volksdichtung“: Märchen und Deutsches Wörterbuch der Brüder Grimm (1849–1961), Volksliedsammlung „Des Knaben Wunderhorn“ von Brentano und Arnim (1805). ■■ Heute noch gültige Übersetzungen erschließen die Literaturen anderer Kulturen, wie Shakespeare, Cervantes, die Lyrik des Orients. ■■ Brentanos artistische Lyrik zielt auf Sprachmagie und Klangwirkung, der Inhalt ist oft sekundär. ■■ Fragment und romantische Ironie betonen die Unabschließbarkeit des Kunstwerks und seine Grenzenlosigkeit, indem sich das Werk ironisch selbst in Frage stellt. ■■ Spätromantiker wie Eichendorff sehen bereits die Gefährdung der „romantischen“ Welt; Autoren wie E. T. A. Hoffmann thematisieren in der „Schwarzen“ Romantik Seelenzustände des Unbewussten, oft Spukhaft-Gruseligen. ■■ Frauen werden als Initiatorinnen der literari schen Salons sehr geschätzt; als Autorinnen werden sie aber weniger akzeptiert, vor allem dann, wenn sie konkrete Gesellschaftsverände rungen anstreben (Karoline von Günderrode, Bettina von Arnim). Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen fassung Literatur übersicht Grenzenlos Fokus - Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Ve lags öbv
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