Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]

182 Romantik (1795–1835) schnulze“, als die sie manchmal interpretiert wird, wenn man das Lied aus dem Zusammenhang reißt. Hinter der scheinbaren Idylle taucht die Ausweglosig­ keit des Wanderers auf. Die Einladung, welche die Zweige des Baumes in der vierten und letzten Strophe aussprechen, ist nicht die Einladung zu einem geruh­ samen Schläfchen auf der Wiese, sie ist die Einladung zum Tod. „Lied eines Selbstmörders“ , so krass hat ein Literaturkritiker dieses Gedicht benannt. Der Lindenbaum Am Brunnen vor dem Tore Da steht ein Lindenbaum: Ich träumt in seinem Schatten So manchen süßen Traum. Ich schnitt in seine Rinde So manches liebe Wort; Es zog in Freud und Leide Zu ihm mich immerfort. Ich musst auch heute wandern Vorbei in tiefer Nacht, Da hab ich noch im Dunkel Die Augen zugemacht. Und seine Zweige rauschten, Als riefen sie mir zu: „Komm her zu mir, Geselle, Hier findst du deine Ruh!“ Die kalten Winde bliesen Mir grad ins Angesicht, Der Hut flog mir vom Kopfe, Ich wendete mich nicht. Nun bin ich manche Stunde Entfernt von jenem Ort, Und immer hör ich’s rauschen: Du fändest Ruhe dort. ■■ Beschreiben Sie Vergangenheit und Gegen­ wart des lyrischen Ich, erläutern Sie, wofür gerade in einer winterlichen Reise Linden­ baum und Brunnen stehen. ■■ Hören Sie sich die Vertonung der „Winterrei­ se“ durch Schubert an. Versuchen Sie zu „hören“, wie Schubert die Stimmung des Textes in Musik überträgt. Höranleitungen für einzelne Lieder des Zyklus finden Sie auch zum Beispiel unter http:// www.koopiworld.de/pub/schubert.html. 6 Künstlergeschichte, Kriminalgeschichte, Psychostudie E. T. A. Hoffmann: „Das Fräulein von Scuderi“ (1819) Eine Erfolgsgeschichte und ein Lektürevorschlag Das Buch verkauft sich bei seinem Erscheinen 1819 so gut, dass Hoffmanns Verleger dem Autor spontan zum Honorar zusätzlich 50 Flaschen Wein übersendet. Schillers Frau rühmt es als das „Beste, was ich von Hoffmann gelesen“ . Heute rangiert der Text alljährlich unter den zehn bestverkauften Titeln von Reclams Universalbibliothek. – Paris, 1680 zur Zeit Ludwigs XIV.: Eine Serie von Giftmorden versetzt die Stadt in Angst. Mit geschickten Recherchen, vor allem aber mit Härte gelingt es der Polizei, die Täter auszuforschen. Öffent­ liche Hinrichtungen im Zentrum verstärken die Ab­ schreckung. Doch es gibt neue Verbrechen: 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 Aufgabe Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen­ fassung Literatur­ übersicht Grenzenlos Fokus Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=