Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]
141 „Weimarer Klassik“ (1786/1794–1805)/„Geist der Goethezeit“ (bis 1832) Iphigenie: […] Vernimm, o König, Es wird ein heimlicher Betrug geschmiedet: Vergebens fragst du den Gefangnen nach; Sie sind hinweg und suchen ihre Freunde, Die mit dem Schiff am Ufer warten, auf. Der ältste […] es ist Orest, Mein Bruder, und der andre sein Vertrauter, Sein Jugendfreund, mit Namen Pylades. Apoll schickt sie von Delphi diesem Ufer Mit göttlichen Befehlen zu, das Bild Dianens wegzurauben und zu ihm Die Schwester hinzubringen, und dafür Verspricht er dem von Furien Verfolgten, Des Mutterblutes Schuldigen, Befreiung. Und beide hab’ ich nun, die Überbliebnen Von Tantals Haus, in deine Hand gelegt: Verdirb uns – wenn du darfst. Thoas: Du glaubst, es höre Der rohe Skythe, der Barbar, die Stimme Der Wahrheit und der Menschlichkeit, die Atreus 1 , der Grieche, nicht vernahm? […] Iphigenie: O reiche mir die Hand zum Friedens zeichen. Thoas: Du forderst viel in einer kurzen Zeit. Iphigenie: Um Guts zu tun, braucht’s keiner Überlegung. […] Thoas: […] Du bekennest selbst, Das heil’ge Bild der Göttin mir zu rauben. Glaubt ihr, ich sehe dies gelassen an? Der Grieche wendet oft sein lüstern Auge Den fernen Schätzen der Barbaren zu, Dem goldnen Felle, Pferden, schönen Töchtern […]. Orest: Das Bild, o König, soll uns nicht ent zweien! Jetzt kennen wir den Irrtum, den ein Gott Wie einen Schleier um das Haupt uns legte, Da er den Weg hierher uns wandern hieß. Um Rat und um Befreiung bat ich ihn Von dem Geleit der Furien; er sprach: „Bringst du die Schwester, die an Tauris’ Ufer Im Heiligtume wider Willen bleibt, Nach Griechenland, so löset sich der Fluch.“ Wir legten’s von Apollens Schwester aus […]. Iphigenie: (zu Thoas) Denk’ an dein Wort und lass durch diese Rede Aus einem graden treuen Munde dich Bewegen! Sieh uns an! du hast nicht oft Zu solcher edeln Tat Gelegenheit. Versagen kannst du’s nicht; gewähr’ es bald. Thoas: So geht! Iphigenie: Nicht so, mein König! Ohne Segen, In Widerwillen, scheid’ ich nicht von dir. Verbann’ uns nicht! […] O wende dich zu uns und gib Ein holdes Wort des Abschieds mir zurück! […] Leb’ wohl! und reiche mir Zum Pfand der alten Freundschaft deine Rechte. Thoas: Lebt wohl! Geben Sie mündlich eine Zusammenfassung der „Tantalidenverbrechen“, nutzen Sie dafür Informationsquellen zu folgenden Personen: Tantalus, Pelops, Atreus, Thyestes, Agamemnon, Aigisthos, Klytämnestra, Orest, Elektra! 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 1 Der Tantalide Atreus tötet die von seinem Bruder verführte Gattin und zwölf der dreizehn Kinder des Bruders und lässt sie ihm zum Essen vorsetzen. 48 50 52 54 56 58 Aufgabe Szenenbild aus „Iphigenie auf Tauris“, Deutsches Theater Berlin, 2016 Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen fassung Literatur übersicht Grenzenlos Fokus Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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