Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]

139 „Weimarer Klassik“ (1786/1794–1805)/„Geist der Goethezeit“ (bis 1832) schreibt Schiller das Idealbild einer humanen poli­ tischen Gemeinschaft. Fassen Sie mündlich folgende Aspekte zusam­ men: den Begriff „klassisch“ und seine Entwick­ lung; die Bedeutung Weimars und der Herzogin Anna Amalia; die Ziele der Klassik und die Unterschiede zum „Sturm und Drang“. Nicht nur Goethe und Schiller Die Literaturgeschichte des 19. Jahrhunderts erhob Goethe und Schiller zu den alleinigen Repräsentanten der Klassik. Ab den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde sich die Wissenschaft jedoch be­ wusst, dass viele Werke Goethes und Schillers gar nicht nach klassischen, an der Antike orientierten Maßstäben beurteilt werden könnten. Dazu gehören etwa Goethes „Faust“, die Romane „Die Wahlverwand­ schaften“ und „Wilhelm Meisters Wanderjahre“ oder Schillers „Die Jungfrau von Orleans“, die der Autor selbst mit dem Untertitel „Eine romantische Tragödie“ versah. Überdies hatte die Konzentration auf den Be­ griff „Klassik“ im 19. Jahrhundert auch zur literaturge­ schichtlichen Vernachlässigung anderer Autoren ge­ führt, die zwar ungefähr zeitgleich mit Goethe und Schiller schrieben, aber mit dem Begriff „klassisch“ nicht etikettierbar waren. Dazu gehören Jean Paul (1763–1825), dessen Erzählung „Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wutz in Auenthal“ (4) Sie als Beispiel finden, Friedrich Hölderlin (1770–1843) mit dem Roman „Hyperion“ und seinen späten Gedichten (5) , Heinrich von Kleist (1777–1811), von dem „Das Erd- beben in Chili“ ausführlich präsentiert wird (6) , oder Johann Peter Hebel (1760–1826). Der „Geist der Goethezeit“ Aus diesem Grund wurden von der Wissenschaft zu­ sätzliche Bezeichnungen vorgeschlagen. Die Periode von 1786 bis 1805 mit Goethe und Schiller wird von manchen auch als „Weimarer Hochklassik“, oder „Wei­ marer Experiment“ bezeichnet. Manche Wissenschaf­ ter/Wissenschafterinnen sehen heute die Epoche bis Goethes Tod trotz verschiedener Strömungen als Ein­ heit und verwenden zu deren Charakterisierung den Begriff „Geist der Goethezeit“. Der Leseraum 1 Ein Stück, „verteufelt human“, „erstaunlich modern“ Johann Wolfgang Goethe: „Iphigenie auf Tauris“ (1787) Ganz das Gegenteil zum Götz Goethes Reise nach Italien, von der er 1788 zurück­ kehrt, ist auch literarisch produktiv. Mit Ausnahme des noch stockenden „Faust“ – siehe „3. Faust-Fenster“– bringt er seine vor der Reise begonnenen Dramen rasch zu Ende. Ein besonderes Anliegen ist ihm die „Iphigenie“. Obwohl das Drama das erste von Goethe fertiggestellte Stück nach „Götz von Berlichingen“ ist, steht es in offenem Gegensatz dazu. Der „Götz“ bietet über 50 Schauplätze und sich über mehrere Jahre hin­ ziehende verschiedene Handlungsstränge mit Dutzen­ den Personen. In der „Iphigenie“ werden hingegen die drei Einheiten und die Ständeklausel strikt angewen­ det. Statt Dutzender Personen aus allen Ständen tre­ ten nur Adelige und insgesamt nur fünf Personen auf. Während der „Götz“ in Prosa geschrieben ist, ist „Iphi­ genie“ ein Versdrama. Statt des tragischen Todes von Götz wird der Konflikt in der „Iphigenie“ durch Menschlichkeit, Moral, Verzicht auf Lüge überwunden, statt eines Stoffs aus dem ausgehenden Mittelalter nimmt der Autor einen Stoff aus der griechischen An­ tike. Der Fluch der Tantaliden I Er ist einer der großen Frevler gegen die griechischen Götter, Tantalos. Seinen zerstückelten Sohn Pelops setzt er den Göttern zum Essen vor, um ihre Allwissen­ heit zu überprüfen. Zur Strafe wird er in den Hades Aufgabe Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen­ fassung Literatur­ übersicht Grenzenlos Fokus - Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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