Vielfach Deutsch PTS, Schulbuch
Lies nun den Textausschnitt aus Fräulein Else von Arthur Schnitzler. Unterstreiche unvollständige Sätze rot. Also, ich soll Herrn Dorsday anpumpen … Irrsinnig. Wie stellt sich Mama das vor? Warum hat sich Papa nicht einfach auf die Bahn gesetzt und ist hergefahren? – Wär' grad' so geschwind gegangen wie der Expressbrief. Aber vielleicht hätten sie ihn auf dem Bahnhof wegen Fluchtverdacht … Furchtbar, furchtbar! Auch mit den Dreißigtausend wird uns ja nicht geholfen sein. Immer diese Geschichten! Seit sieben Jahren! Nein – länger. Wer möcht' mir das ansehen? Niemand sieht mir was an, auch dem Papa nicht. Und doch wissen es alle Leute. Rätselhaft, dass wir uns immer noch halten. Wie man alles gewöhnt! Dabei leben wir eigentlich ganz gut. Mama ist wirklich eine Künstlerin. Das Souper am letzten Neujahrstag für vierzehn Personen – unbegreiflich. Aber dafür meine zwei Paar Ballhandschuhe, die waren eine Affäre. Und wie der Rudi neulich dreihundert Gulden gebraucht hat, da hat die Mama beinah' geweint. Und der Papa ist dabei immer gut aufgelegt. Immer? Nein. Oh nein. In der Oper „Figaros Hochzeit“ neulich sein Blick, – plötzlich ganz leer – ich bin erschrocken. Da war er wie ein ganz anderer Mensch. Aber dann haben wir im Grand Hotel soupiert und er war so glänzend aufgelegt wie nur je. Und da halte ich den Brief in der Hand. Der Brief ist ja irrsinnig. Ich soll mit Dorsday sprechen? Zu Tod' würde ich mich schämen. – Schämen, ich mich? Warum? Ich bin ja nicht schuld. – Wenn ich doch mit Tante Emma spräche? Unsinn. Sie hat wahrscheinlich gar nicht so viel Geld zur Verfügung. Der Onkel ist ja ein Geizkragen. Ach Gott, warum habe ich kein Geld? Warum hab' ich mir noch nichts verdient? Warum habe ich nichts gelernt? Oh, ich habe was gelernt! Wer darf sagen, dass ich nichts gelernt habe? Ich spiele Klavier, ich kann Französisch, Englisch, auch ein bissl Italienisch, habe kunstgeschichtliche Vorlesungen besucht – Haha! Und wenn ich schon was Gescheiteres gelernt hätte, was hülfe es mir? Dreißigtausend Gulden hätte ich mir keineswegs erspart. – – http://gutenberg.spiegel.de/buch/-5344/1 , Autor: Arthur Schnitzler (28. 6. 2018) Stelle fest, in welcher Zeitform der Text verfasst ist. Diskutiert in der Klasse, warum innere Monologe in dieser Zeitform verfasst werden. Notiere die Erklärung. Zeitform: Erklärung: Unterstreiche im Textausschnitt in Ü11 alle Fragen, die Fräulein Else an sich selbst stellt, grün. Ü11 das Souper: ein vornehmes Abendessen Gulden: eine alte Währung die Oper: ein Bühnenstück, in dem kaum gesprochen, sondern meist gesungen wird. 5 10 15 20 25 Ü12 Ü13 107 Über Gedanken schreiben Grammatik/Rechtschreiben Zuhören / Sprechen Schreiben 5 Herr von Dorsday (Dietrich Mattausch) und Fräulein Else (Merle Wasmuth), Festspiele Reichenau, 2011 Lesen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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