EL-MO Elemente und Moleküle, Schulbuch

KM-8: Chemische Grundlagen des Lebens Krebstherapie – Schmerztherapie 307 307 die blutdrucksteigernde Wirkung von Adrenalin. Zusätzlich verringern sie die Ruhefrequenz des Herzens. Sie wirken auch bei Herzschwäche und Herzrhyth- musstörungen . Calciumantagonisten hemmen Calciumkanäle der Gefäßmus- kulatur und dadurch die Gefäßmuskelkontraktion, was gefäßerweiternd und damit blutdrucksenkend wirkt. Krebstherapie Die verschiedenen Krebsformen sind die zweithäufigste Todesursache in den entwickelten Ländern. Auch sie können oft als Zivilisationskrankheiten aufge- fasst werden. An erster Stelle für die Gründe der Erkrankung steht Fehlernäh- rung (Darmkrebs), an zweiter Stelle Rauchen (Lungenkrebs, Kehlkopfkrebs). Ein weiterer Grund für das Ansteigen der Krankheitsfälle dieser Gruppe ist das steigende Durchschnittsalter der Bevölkerung. Krebserkrankungen werden mit zunehmendem Alter wahrscheinlicher. Die häufig als Ursache genannte Belas- tung mit Umweltchemikalien ist in der Reihe der Gründe erst sehr weit hin- ten zu finden, kann aber lokal eine große Rolle spielen (früher: Asbestose bei Arbeitern in Bergwerken und der Asbest-verarbeitenden Industrie). Das Problem bei Krebserkrankungen ist in vielen Fällen nicht der Primärtumor , der sich meist operativ entfernen lässt, sondern die Streuung der Krebszellen unter Bildung von Metastasen . Je früher ein Krebs streut (Bauchspeicheldrüsen- krebs, Melanom), desto gefährlicher ist er, da er oft schon gestreut hat, wenn er entdeckt wird. Vorsorgeuntersuchungen zur möglichst frühzeitigen Entdeckung von Tumoren sind bis heute die beste Methode zur Krebsbekämpfung. Medikamente zur Krebs-Chemotherapie sollen gezielt Tumorzellen zerstören, haben aber oft extrem starke Nebenwirkungen, da sie auch gesunde Zellen an- greifen. Diese Nebenwirkungen limitieren den Einsatz der Chemotherapeutika . Große Hoffnungen setzt man heute auf die Immuntherapie, bei der eigene Im- munzellen des Patienten vermehrt werden und als Therapeutikum eingesetzt werden. Hier gibt es Einzelerfolge (zB bei Brustkrebs), die sich aber nicht verall- gemeinern lassen. Heute erkennt man, dass Krebs eine sehr vielfältige Krank- heit ist, und für jeden Einzelfall eigentlich eine individuell angepasste Therapie nötig ist. Das Krebsmedikament gegen alle Krebsarten wird es sicher nie geben. Schmerztherapie Die wirksamsten Schmerztherapeutika (Analgetika) sind die Opiate, unter ihnen vor allem das Morphin (Siehe Abb. 232–1). Bei der Schmerzbehandlung im Ends- tadium von Krebserkrankungen wird es fast immer eingesetzt. Auf Grund der Suchtgefahr versucht man aber in leichteren Fällen mit opiatfreien Schmerz- mitteln das Auslangen zu finden. Das bekannteste von ihnen ist die Salicylsäure , die auf Grund ihres unangenehmen Geschmackes und schlechter Verträglichkeit nur schwer einzunehmen ist. Ihr Essigsäureester, die Acetylsalicylsäure ( ASS ) wurde unter dem Markennamen Aspirin® zum meistverkauften Medikament weltweit. Es wirkt nicht nur als Schmerzmittel, wir haben es schon bei den Thrombozytenhemmern kennengelernt. Zusätzlich wirkt es entzündungshem- mend und fiebersenkend. Es ist relativ nebenwirkungsarm, bei langdauernder Einnahme kann es aber zu Schädigung der Magenschleimhaut kommen. Die Wirkung von ASS beruht auf der Hemmung von Enzymen zur Synthese der entzündungsfördernden Serie 2 Prostaglandine aus Arachidonsäure (siehe Seite 241), die auch schmerzverstärkend und blutgerinnungsfördernd wirken. Zusätzlich fördert ASS den Abbau von Arachidonsäure zu Epoxyeicosantrien- säuren (Arachidonsäure, bei der eine der Doppelbindung zu einem Epoxidring oxidiert ist), welche als körpereigene Fieberbegrenzer wirken. Grundsätzlich sollten Schmerzmittel (außer niedrig dosierte ASS zur „Blutver- dünnung“) nicht über längere Zeit ohne ärztliche Begleitung genommen wer- den, da Gewöhnung und Nebenwirkungen wie Nierenschäden zu erwarten sind. Die erwähnten Medikamentengruppen sind nur eine Auswahl der Vielzahl heute verfügbarer Heilmittel. Der genaue Wirkungsmechanismus vieler Pharmaka ist auch heute nicht vollständig aufgeklärt. Das Wissen über Erkrankungen und die biochemische Wirkung der Pharmaka ist neben der Mikroelektronik das am schnellsten wachsende Forschungsgebiet der letzten Jahrzehnte, entsprechend ist die damit befasste Industrie gewachsen. Betroffene müssen nach kurzer Wegstrecke rasten und betrachten dabei – als «Tarnung» – oft Schaufens- ter von Geschäften, die sie meist nicht wirklich interessieren. zur „Schaufensterkrankheit“ Das ursprünglich aus der Leber stam- mende Hormon Angiotensin löst, wenn es auf einen AT1-Rezeptor in der Blut- gefäßwand trifft, eine Verengung des Gefäßes aus. ACE-Hemmer blockieren die Entste- hung des Hormons aus seinen Vorstu- fen, andere Medikamente blockieren die Andockstelle in der Gefäßwand, dh. den AT1-Rezeptor. zum AT1-Rezeptor Salicylsäure wurde aus Salicin, das in der Weidenrinde (lat. Salix) enthalten ist gewonnen. Daher hat sie ihren Namen. Früher wurde Weidenrindentee getrun- ken um Fieber oder Schmerzen zu bekämpfen. Der dabei wirksame Stoff war das Salicin. Im Organismus wird das Salicin zu Salicylsäure umgewandelt und diese entfaltet ihre Wirksamkeit. Die Verträglichkeit ist aber nicht beson- ders gut. Im Jahre 1897 wurde von Felix Hoff- mann in den Bayer-Werken erstmals reine Acetyl- salicylsäure durch die Reaktion von Salicylsäure mit Ethansäureanhydrid hergestellt. Die Veresterung der Salicylsäure führte zu einer besseren Verträglichkeit. Die Wirk- samkeit wurde aber dabei erhalten. Seit Anfang des 20. Jhdts wird die Acetylsalicylsäure (ASS) unter dem Namen Aspirin® vertrieben. zu Acetylsalicylsäure O C OO H C O H 3 C O H C OO H Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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