EL-MO Elemente und Moleküle, Schulbuch

236 236 Ernährungspyramide – Zivilisationskrankheiten – Übergewicht 9.1 Gesunde Ernährung – unterschiedliche Vorstellungen Gesunde Ernährung ist heute eines der meistdiskutierten Themen in den Medi- en. Eine große Zahl von Experten gibt dazu Ratschläge, die allerdings je nach Quelle sehr unterschiedlich ausfallen. Auch seriöse wissenschaftliche Studien kommen dabei zu einander oft widersprechenden Aussagen, und scheinbar in Stein gemeißelte „Wahrheiten“ geraten ins Wanken. Kohlenhydrate als Hauptnährstoffe Die Österreichische Ernährungspyramide schlägt Kohlenhydrate als Hauptnähr- stoffe für die Energieaufnahme, hauptsächlich in Form von Stärke (Brot, Nudeln, Reis, Erdäpfel), vor. Fett sollte sparsam verwendet werden, dabei sind Pflanzen- öle zu bevorzugen. Eiweiß wird in Form von Milchprodukten empfohlen, Fisch, Fleisch und Eier sind seltener einzusetzen. Die „low carb“-Ernährung Dem gegenüber steht die „low carb“ Ernährung (engl. low carbohydrates), die die Kohlenhydrate für ernährungsbedingte Zivilisationskrankheiten wie Über- gewicht, Adipositas und den damit verbundenen Anstieg der Diabetes 2 Fälle (erworbene Zuckerkrankheit) verantwortlich macht. Nach dieser Ernährungs- methode sollen vor allem leicht verwertbare Kohlenhydrate (Zucker, Mehl, Brot, Nudeln) vermieden werden. Solche Kohlenhydrate erhöhen schnell den Blutzuckerspiegel. Das führt zu einem starken Insulinanstieg, der wieder die Verringerung des Blutzuckerspiegels bewirkt. Dies führt einerseits zu erneutem Hungergefühl und andererseits zur Fettsynthese. Die Kohlenhydratquellen, die vermieden werden sollen, haben einen hohen glycämischen Index (Abb. 236–1) und/oder eine hohe glycämische Last (Abb. 237–1). Die Energie bei diesem Er- nährungskonzept wird hauptsächlich aus Eiweiß und Fett bezogen. Die Arbeit der Nahrungsmittellobbies Viele der Ernährungsstudien der letzten Jahrzehnte wurden von Lobbies veran- lasst und unterstützt. Das schlechte Image von Fett wurde stark von der Zucker- industrie gefördert, das bessere Image der Pflanzenfette gegenüber tierischen Fetten von den Soja- und Palmölherstellern und von der Margarineindustrie. Dass gesättigte Fettsäuren (hauptsächlich in tierischen Fetten) ungesund sei- en und ungesättigte (hauptsächlich in pflanzlichen Fetten) generell besser, ist nicht wirklich nachweisbar. Auch die als grundsätzlich gesünder beworbene Margarine wird heute zunehmend kritisch gesehen. Die essenziellen Fettsäuren aus Pflanzenölen sind zwar ein richtiges Argument, bedürfen aber einer genau- eren Betrachtung. Überernährung, Diäten und ihre Folgen Auch die „Weisheit“, dass der Mensch eine regelmäßige Nahrungszufuhr be- nötigt, möglichst dreimal am Tag als Hauptmahlzeit und dazu eventuell auch zwei Zwischenmahlzeiten, wird heute kritisch gesehen. Eine der Hauptursachen für Gesundheitsprobleme, zumindest in den Ländern mit hohem Wohlstand, ist die Überernährung. Zur gesunden Ernährung gehört also, nicht mehr Energie zuzuführen, als zu verbrauchen. Um eventuelles Übergewicht zu verlieren, spielt Fasten eine wichtige Rolle. Die frühen Menschen als Jäger und Sammler hatten sicher nicht täglich ihr verlässliches Essen. Unser Stoffwechsel ist daher auf wechselndes Nahrungsangebot angepasst. Erst mit dem Entstehen der Agrar- kultur stand eine regelmäßigere Nahrungsversorgung zur Verfügung. Alle Religi- onen haben daher Fastengebote (Fastenzeiten und Fastentage), durchaus auch aus gesundheitlichen Gründen. Fasten zur Vermeidung von Übergewicht kann auch kurzfristig erfolgen, etwa ein Fasttag (oder mit jeweils 1 Tag Abstand 2 – 3) in der Woche oder Nah- rungskarenz von 16 Stunden an einem Tag (Intermittierendes Fasten). Dies führt durch einen niedrigen Insulinspiegel zum Verbrauch von Körperfett. Das mosle- mische Fastengebot im Ramadan entspricht weitgehend dieser Methode. Abb. 236–1: Glykämischer Index Der Glykämische Index (GI) eines Nahrungs- mittels ist ein Maß dafür, wie stark sich der Verzehr dieses Nahrungsmittels auf den Blutzuckergehalt auswirkt. Glykämischer Index Mit deinem Outfit stehst du am glykämischen Index! Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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