EL-MO Elemente und Moleküle, Schulbuch

KM-7: Struktur – Reaktion – Substanz Alkoholkrankheit – Alkohol in der Schwangerschaft – Alkohol im Straßenverkehr 197 197 Schnaps zum Aufwärmen? Häufig sind auch Todesfälle durch Erfrieren bei Bewusstlosigkeit in der kalten Jahreszeit. Da Ethanol die äußeren Blutgefäße erweitert („Säufernase“) ent- steht ein subjektives Wärmegefühl beim Trinken von „Schnaps zum Aufwär- men“. Aber so tritt Unterkühlung besonders rasch ein. Der Lawinenhund mit dem Schnapsfass ist eine Legende! Ein Unterkühlter darf keinesfalls Alkohol zu sich nehmen, da er dadurch die letzten Wärmereserven der inneren Organe nach außen abgibt. Langfristige Schäden Regelmäßig und langfristig genossene größere Alkoholmengen führen zu chro- nischer Alkoholvergiftung . Besonders stark betroffen ist die Leber. Der Alko- hol wird zur Fettsynthese verwendet, es entsteht eine alkoholische Fettleber . Längerfristig ist die Leber überfordert, Leberzellen sterben ab, Enzyme aus den Leberzellen sind in höheren Konzentrationen im Blut nachweisbar („Leber- werte“). Durch eine Blutanalyse kann ein beginnender Leberschaden erkannt werden. Weiterer Alkoholmissbrauch führt schließlich zur Leberzirrhose . Dabei entsteht Bindegewebe in der Leber, die Durchblutung ist gestört und die Leber verliert ihre Funktionsfähigkeit mit tödlichem Ausgang. Ethanol besitzt einen hohen Nährwert (ca. 30 kJ/g). Alkoholiker decken zumeist einen Großteil ihres Energiebedarfes mit Alkohol. Mangel an Vitaminen und anderen wichtigen Nahrungsbestandteilen verstärken die schädlichen Wirkun- gen des Ethanols. Übermäßiger Alkoholkonsum über längere Zeiträume führt zu physischer und psychischer Abhängigkeit, der Alkoholkrankheit . Beim Alkoholkranken treten die Symptome der chronischen Vergiftung auf. Neben den erwähnten Leber- schäden sind langfristig schwere Gehirnschäden bis zur Demenz möglich. Ob Alkohol selbst krebserregend ist, ist nicht eindeutig geklärt. Er gilt aber als Co–Carcinogen. Er fördert die Entstehung verschiedener Krebsarten zB Leber- krebs oder Speiseröhrenkrebs. In der EU schätzt man, dass über 7 % aller vorzeitigen Todesfälle auf Alko- hol zurückzuführen sind. Er ist damit die dritthäufigste Todesursache nach Tabakkonsum und Bluthochdruck. Alkoholkrankheit Die Alkoholkrankheit ist geprägt durch zwanghaftes Verlangen nach Alkohol (Craving), verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Konsums und körperli- chen Entzugserscheinungen wie starkes Zittern bei Ausbleiben des Konsums. Bei langjähriger Alkoholkrankheit können beim Entzug Delirien mit Wahnvor- stellungen auftreten. Der Alkoholkranke kann nicht mehr selbst seine Krank- heit überwinden. Beim Entzug unter ärztlicher Aufsicht in entsprechenden Ein- richtungen können die physischen Symptome beseitigt werden (Entgiftung). Die psychische Abhängigkeit zu überwinden gelingt nur bei langfristiger The- rapie, die in etwa 85 % der Fälle von Rückfällen begleitet ist. Vor allem das Eingestehen der Krankheit und der feste Wille zum Entzug sind erforderlich. Auch ein Wechsel des sozialen Umfeldes ist nötig, da Alkoholkranke meist nur Sozialkontakte zu einem von Alkohol bestimmten Umfeld haben. Alkohol in der Schwangerschaft Besonders schädlich ist Alkohol während der Schwangerschaft. Schon kleine Mengen sollten gemieden werden. Regelmäßiger starker Alkoholkonsum kann zu schweren Schädigungen des Fötus führen (fetales Alkoholsyndrom). Alkohol im Straßenverkehr Aufgrund der anregenden Wirkung von Alkohol neigen alkoholisierte Personen zur Selbstüberschätzung. Allerdings sind schon bei geringen Alkoholmengen die Reaktionsfähigkeit und das Sehvermögen (zB begrenzter Sehwinkel) stark beeinträchtigt. In Österreich gilt daher als gesetzliche Grenze für Verkehrs- teilnehmer ein Blutalkoholgehalt von unter 0,5 ‰. Diese Grenze wird oft als zu hoch angesehen, da auch schon bei diesem Wert eine Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit auftritt. Abb. 197–1: Siedediagramm eines azeotropen Gemisches Temperatur Substanz mit niedrigerem Siedepunkt Substanz mit höherem Siedepunkt Dampf Flüssigkeit Gemisch aus 2 Flüssigkeiten A und B T x Azeotropes Gemisch Dampf- Zusammen- setzung 2 Dampf- Zusammen- setzung 1 Gemisch A > B wird bis T x erhitzt Gemisch A < B wird bis T x erhitzt Fall 2 Fall 1 Die Zusammensetzung des Dampfes ändert sich während der Destillation in beiden Fällen der Zusammensetzung des azeotropen Gemisches. Da in diesem Punkt Dampf und zurückbleibende Flüssigkeit dieselbe Zusammensetzung aufwei- sen, findet keine Trennung mehr statt. Gemische, die ein Siedediagramm mit Azeotrop haben, kön- nen daher durch Destillation nicht bis zu 100 % getrennt werden. Einwertiger Alkohol Dreiwertiger Alkohol Zweiwertiger Alkohol Abb. 197–2: Alkoholproblem in Österreich (Kurier vom 20. 9. 2016) Österreichs Schüler sind beim Trinken Europameister Ob Alkohol, Zigaretten oder Drogen: Österreichs Jugendliche sind im Europa-Ver- gleich auffällig oft berauscht. Die aktuelle „Europäische Schülerstudie zu Alkohol und Drogen“ stellt ihnen ein verheerendes Zeug- nis aus: 88 Prozent der heimischen Jugendli- chen zwischen 15 und 16 Jahren gaben an, schon einmal Alkohol konsumiert zu haben. Und beim sogenannten Rausch-Trinken führt Österreich – gemeinsam mit Gleichaltrigen aus Zypern und Dänemark – die Negativ-Sta- tistik an. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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