EL-MO Elemente und Moleküle, Schulbuch

3xw5b4 KM-7: Struktur – Reaktion – Substanz – Energie 159 159 7.1 Grundlagen 162 7.2 Benennung von aliphatischen Kohlenwasserstoffen 166 7.3 Wichtige aliphatische Kohlenwasserstoffe 170 7.4 Benennung von aromatischen Verbindungen 172 7.5 Wichtige aromatische Verbindungen 173 Exkurs: Verbrennung 174 7.6 Physikalische Eigenschaften 176 7.7 Grundlagen organischer Reaktionen 177 7.8 Reaktionen der Kohlenwasserstoffe 178 Organische Chemie Kohlenwasserstoffe 7 Heute weiß man, dass es keinen grundsätzlichen Unterschied zwischen organischen und anorganischen Verbindungen gibt, und der Vitalismus ist – zumindest in dieser Hinsicht – widerlegt. Trotzdem hat man die Bezeichnung „Organische Chemie“ aus praktischen Gründen beibehalten. Heute versteht man unter organischer Chemie die Chemie der Kohlenstoffverbindungen. Nur der elementare Kohlenstoff, seine Oxide, die Kohlensäure, Carbonate und Carbide, zählen zur anorganischen Chemie. Bis in das 19. Jahrhundert war man der Ansicht, dass Stof- fe aus der belebten Natur nur durch Lebewesen mit Hilfe einer „Lebenskraft“ – vis vitalis genannt – hergestellt wer- den könnten. Diese Hypothese nannte man Vitalismus, die Stoffe der belebten Natur organische Verbindungen. Auch der Schwede Jöns Jakob Berzelius , einer der wichtigsten Wissenschaftler seiner Zeit, der als Vater der modernen Chemie gilt, war Vitalist. Sein Schüler und Freund, der Deut- sche Chemiker Friedrich Wöhler entdeckte 1828 die Syn- these der organischen Verbindung Harnstoff ausgehend vom anorganischen Ammoniumcyanat. Sein Briefwechsel mit Berzelius ist überliefert und zeigt im letzten Teil des Briefes, dass Wöhler selbst noch Zweifel an seiner Entde- ckung hatte. Berzelius an Wöhler: Stockholm d. 7. März 1828. Nachdem man seine Unsterblichkeit beim Urin angefangen hat, ist wohl aller Grund vorhanden, die Himmelfahrt in demselben Gegenstand zu vollenden, - und wahrlich, Hr. Doktor hat wirk- lich die Kunst erfunden, den Richtweg zu einem unsterblichen Namen zu gehen. Aluminium und künstlicher Harnstoff, freilich zwei sehr verschiedene Sachen, die so dicht aufeinander folgen, werden, mein Herr! als Edelsteine in Ihren Lorbeerkranz einge- flochten werden, und sollte die Quantität des artificiellen nicht genügen, so kann man leicht mit ein wenig aus dem Nachttopf supplieren. (…) Es ist eine recht wichtige und hübsche Entde- ckung, die Hr. Doktor gemacht hat, und es machte mir ein ganz unbeschreibliches Vergnügen, davon zu hören. Lieber Herr Professor! Berlin 22ten Febr. 1828 Obgleich ich sicher hoffe, dass mein Brief vom 22. Jan. und das Postscript vom 2ten Februar bey Ihnen angelangt sind, und ich täglich oder vielmehr stündlich in der gespannten Hoffnung lebe, einen Brief von Ihnen zu erhalten, so will ich ihn doch nicht ab- warten, sondern schon wieder schreiben, denn ich kann, so zu sagen, mein chemisches Wasser nicht halten und muss Ihnen sagen, dass ich Harnstoff machen kann, ohne dazu Nieren oder überhaupt ein Tier, sey es Mensch oder Hund, nöthig zu haben. Das cyansaure Ammoniak ist Harnstoff.(…) (…) Diese künstliche Bildung von Harnstoff, kann man sie als ein Beispiel von Bildung einer organischen Substanz aus unorganischen Stoffen betrachten? (…) Jöns Jakob Berzelius (1779–1848) Friedrich Wöhler (1800–1882) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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