EL-MO II Moleküle, Schulbuch

75 4.1 OrganIsche N-verBInDungen Nicotin Nicotin (Abb. 75.1) besteht aus einem Pyridin- und einem Pyrrolidinring. Tabakpflan - zen enthalten unterschiedlich viel Nicotin (0,1–7 %). Nicotin ist sehr giftig. Die tödli - che Dosis beim Verschlucken beträgt bei Erwachsenen ca. 40 mg. Erkrankungen, wie zB Arteriosklerose und Magen-Darm-Schädigungen, führt man auf Nicotin zu - rück. Die kanzerogene Wirkung des Tabaks wird zum Teil auch anderen Tabakinhalts - stoffen zugeschrieben. Nicotin besitzt eine anregende und beruhigende Wirkung. Da es nicht lange im Organismus verbleibt, muss es immer wieder zugeführt werden (Suchtverhalten). Um die Raucherentwöhnung zu erleichtern, werden „Nicotinkau - gummis“ und „Nicotinpflaster“ angeboten. Wegen der starken Giftwirkung des Ni - cotins (auch durch die Haut) sollen diese Entwöhnungskuren nur unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden. Coffein Coffein (Abb. 75.2) regt die Herztätigkeit und den Stoffwechsel an. Daher bewirkt es ein Gefühl der „Wachheit“. Auch Coffein kann zu Abhängigkeitserscheinungen führen (zB Kopfschmerzen bei Coffeinentzug). Bei Bluthochdruck und bestimmten Herzer - krankungen sollte man coffeinhältige Getränke (Kaffee, Tee, Kakao, Cola) meiden. Cocain Cocain (Abb. 75.3) besitzt eine stark aufputschende Wirkung. Es ist in den Blättern des Coca-Strauches enthalten, der in Südamerika beheimatet ist. Cocain kann syn - thetisch hergestellt werden und zählt heute zu den teuersten illegal gehandelten Stoffen. Anfangs erkannte man die Gefahren dieser Droge noch nicht. So war zB Cocain ein Bestandteil des Coca-Colas, der erst zu Beginn des 20. Jhdts aus der Re - zeptur gestrichen wurde. Cocain war einer der ersten Stoffe, der als Lokalanästhe - tikum verwendet wurde. Mutterkornalkaloide Mutterkorn ist ein Pilz, der auf Roggen auftritt. Im Mittelalter kam es zu zahlreichen Mutterkornvergiftungen. Zu den Mutterkornalkaloiden gehören die Lysergsäure und ihr bekanntes synthetisch hergestelltes Derivat Lysergsäure-diethylamid ( LSD ; Abb. 75.4). LSD wurde 1943 vom Schweizer Chemiker Albert Hofmann entdeckt. Ursprüng - lich wurde es zur Beschleunigung der Therapie von psychisch Kranken eingesetzt. In den 1960er Jahren war die halluzinogene Droge sehr beliebt. Durch zahlreiche Selbst - morde im LSD-Rausch und andauernde psychische Schäden bei LSD-Anhängern er - kannte man bald die Gefährlichkeit dieser Droge. Drogenmissbrauch Die Wirkungen der einzelnen Drogen sind sehr unterschiedlich. Sie wirken entspan - nend (zB Opium) oder aufputschend (zB Cocain) oder können Halluzinationen hervor - rufen (zB LSD). In den Anfängen des Drogenkonsums begnügte man sich mit Natur - stoffen, die nur einen geringen Prozentsatz der Droge enthielten. Durch Extraktionsverfahren und chemische Methoden stellte man die einzelnen Verbindun - gen in reiner Form dar. Man experimentierte auch mit „Applikationsverfahren“ und stellte fest, dass manche Drogen schneller und besser wirken, wenn man sie zB inji - ziert. Praktisch allen Drogen ist gemeinsam, dass sie süchtig machen. Drogen bewir - ken ein gutes Gefühl, das aber nach dem Nachlassen der Wirkung in ein physisches und psychisches Tief führt (schlimmer als der Ausgangszustand). Um aus dem Tief zu gelangen, benötigt man wieder Drogen (zumeist in höherer Konzentration). Dies führt zu einem Teufelskreis, aus dem der Abhängige allein nicht wieder herauskommt. Aus diesem Grund wurden Drogenstationen gegründet. Durch Medikamente versucht man die Entzugserscheinungen auf ein erträgliches Maß abzusenken. Gleichzeitig erfolgt eine Betreuung durch Therapeuten, um eine psychische Stabilität des Patienten zu erreichen. Das Ausprobieren von Drogen aus reiner Neugierde oder aufgrund einer Stresssituation („Ich kann damit umgehen!“) stellt in vielen Fällen den Ausgangspunkt für große Probleme dar. Drogen bewirken nicht nur den körperlichen Verfall des Süch - tigen, sondern führen auch zu den bekannten Folgeerscheinungen wie Zerstörung der menschlichen Beziehungen und Kriminalität. Drogenkonsum ist kein Kavaliersde - likt und auch nicht das Problem eines Einzelnen – Drogenmissbrauch betrifft uns alle. N N CH 3 C N C N C C N C N O CH 3 H H 3 C O CH 3 HC N HC CH 2 CH CH CH 2 CH 2 H 3 C C O O CH 3 C O O N N H CH 3 C O N H 2 C CH 2 H 3 C H 3 C Abb. 75.3: Strukturformel von Cocain Abb. 75.4: Strukturformel von LSD (Lysergsäurediethylamid) Abb. 75.2: Strukturformel von Coffein Abb. 75.1: Strukturformel von Nicotin Nur zu Prüfzwecken – Eigentum de Verlags öbv

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