EL-MO II Moleküle, Schulbuch

175 12 Organische Farbstoffe und Pigmente Abb. 175.1: Färberwaid – eine Indigopflanze Abb. 175.2: W. H. Perkin (1838–1907) Abb. 175.3: Farbstoffe Farbstoff • Pigment • Licht und Farbe • Textilfärbung • Farbdruck 12.1 GRuNDLAgEN historische Entwicklung Schon seit Anbeginn verwendet die Menschheit färbige Verbindungen. Diese waren Naturstoffe. Anorganische Verbindungen dienten für Höhlenmalereien, mit organi - schen Verbindungen aus Pflanzen und Tieren färbte man Textilien. Indigo- (Abb. 175.1) und Purpurfärbungen waren schon den ägyptischen und phönizischen Hoch - kulturen bekannt. Im alten Rom galt ein Purpurstreifen auf der Toga als Zeichen von Macht und Reichtum. Für ein Gramm des Farbstoffes benötigte man über 10 000 Purpurschnecken. Der Farbstoff war teurer als Gold. Erst im 19. Jahrhundert entdeckte man Möglichkeiten zur künstlichen Herstellung von Farbstoffen zur dauerhaften Textilfärbung. Der Deutsche Friedlieb Ferdinand Runge (1794–1867) isolierte 1834 aus dem Steinkohlenteer Anilin und Phenol , zwei Stoffe, die sich bald als die wichtigsten Ausgangsstoffe zur Farbstoffherstellung erweisen sollten. Daher nannte man die synthetischen Farbstoffe in der Folge Teer - farben. 1856 entdeckte der Engländer William Henry Perkin (Abb. 175.2) den violet - ten Farbstoff Mauvein (malvenfarben), den er aus Anilin herstellte. Dies löste eine stürmische Entwicklung aus. Es begann der Aufstieg der chemischen Industrie. Vor allem in Deutschland wurden viele Chemiewerke durch die Farbstoffherstellung zu Großkonzernen. 1870–1890 wurde bei der BASF in Deutschland die Indigosynthese entwickelt. Viele auch heute bestehende Konzerne leiten ihren Namen von der Farb - stoffherstellung ab (Badische Anilin- und Sodafabriken BASF, Farbwerke Hoechst, Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation Agfa, Farbenfabriken Bayer AG). Zwischen den beiden Weltkriegen vereinigten sich die deutschen Farbstoffhersteller zum größten Chemiekonzern der Welt, zur IG-Farben (Interessengemeinschaft Farben - industrie AG). Die Produktion ging weit über die Farbstoffherstellung hinaus und umfasste den gesamten Bereich der Chemie. Der Konzern wurde 1946 von den Al - liierten in kleinere Einheiten aufgelöst. Dies sind heute zB die großen deutschen Chemiekonzerne BASF, Bayer und Hoechst. Farbstoffe und Pigmente Färbige Verbindungen absorbieren einen Teil des sichtbaren Lichtes. Der Rest wird gestreut oder durchgelassen und bildet die Eigenfarbe. Sie ist die Komplementär - farbe des absorbierenden Anteils. Farbstoffe nennt man färbige Verbindungen, die in einem Lösungsmittel löslich sind. Als Lösungsmittel dient meist Wasser. Werden Farbstoffe zur Textilfärbung einge - setzt, so sollen sie aus der Lösung auf der Textilfaser „aufziehen“, dh. adsorbiert werden oder hineindiffundieren. Der Farbstoff wird durch Neben- oder Hauptvalen - zen festgehalten und überträgt so seine Eigenfarbe auf das Trägermaterial. Ein weiterer Einsatzbereich von Farbstoffen ist das Färben von Lebensmitteln. Sol - che Lebensmittelfarbstoffe müssen auf gesundheitliche Unbedenklichkeit getestet und zum Gebrauch in Lebensmitteln zugelassen sein. Ihr Zusatz wird durch E-Num - mern auf der Verpackung angegeben. Dabei bedeuten die E-Nummern 100–180 Farbstoffe. (Siehe Tabellenanhang) Pigmente sind unlösliche, färbige Stoffe. Sie werden in einem Trägermaterial fein verteilt und damit aufgetragen. Dies ist beim Farbdruck und bei färbigen Lackierun - gen der Fall. Sie können aber auch in der Masse des zu färbenden Materials fein verteilt werden, wie es bei der Färbung von Kunststoffen geschieht. Bei Pigmenten unterscheidet man von den eigentlich färbigen Buntpigmenten noch die Weißpig - mente, die fast nicht absorbieren und das Licht nur streuen, und die Schwarzpig - mente, die über den gesamten sichtbaren Bereich absorbieren. h66872 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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