EL-MO II Moleküle, Schulbuch
170 Eigenschaften von Seifen: Wässrige Seifenlösungen reagieren basisch. Der pH-Wert kann bei Konzentrationen, die auch beim Waschen auftreten, ca. 9 betragen. R–COO – + H 2 O → R–COOH + OH – Durch diese basische Reaktion erleichtern Seifen die Schmutz- und Fettablösung. Seifen greifen allerdings auch den Säureschutz- und Fettmantel der Haut an. Dies kann zum Austrocknen und zur Rissbildung führen. Bei gesunder Haut ist die Ver- wendung von Seifen unbedenklich. Außerdem werden dem Produkt „Seife“ eine Reihe von Zusatzstoffen – Rückfetter, Hautpflegemittel etc. – beigemengt. „Neut - ralseifen“ und „Seifen mit pH 5,5“ (= Haut-pH) gewinnen immer mehr an Bedeutung. Diese „Seifen“ sind allerdings keine Seifen im chemischen Sinn, sondern enthalten andere Tenside. Die Bezeichnung „Seife“ gilt hier dem Verwendungszweck. Seifen sind auch säureempfindlich. Durch Säurezugabe werden die schwachen, was- serunlöslichen Fettsäuren gebildet. Die freie Fettsäure besitzt keine Waschwirkung. R–COO – + H 3 O + → R–COOH + H 2 O Weiters sind Seifen härteempfindlich. Sie reagieren mit Ca 2+ -Ionen zu wasserunlös- lichen Calciumsalzen, den Kalkseifen. 2 R–COO – + Ca 2+ → Ca(R–COO) 2 Auch Kalkseifen besitzen keinerlei Waschwirkung. Beim Waschen von Textilien la - gern sich die Kalkseifen am Gewebe ab. Dies führt zu einem erhöhten Wäschever- schleiß. Kalkseifen können sich an der Luft zu kurzkettigen Carbonsäuren und Alde- hyden zersetzen, die teilweise einen unangenehmen, ranzigen Geruch haben. Seifen, als Einzelprodukt, werden daher für die Textilwäsche kaum mehr eingesetzt. Aller - dings enthalten einige Waschmittel auch einen gewissen Prozentsatz Seife, da die Seife schaumregulierend wirkt. Alkylsulfate (Fettalkylsulfate FAS) Alkylsulfate (Abb. 170.1) sind „Halbester“ zwischen Schwefelsäure und Fettalkoholen. Sie stellen den Beginn der „Tensidchemie“ dar. Alkylbenzensulfonate (ABS) Dieser Tensidtyp ist der derzeit verbreitetste. Das erste Tensid dieser Art – Tetrap - ropylen-benzensulfonat (TPS) – besaß gute Wascheigenschaften und war sehr güns - tig in der Herstellung. Allerdings war die Verbindung nur bedingt abbaubar. Man erkannte, dass die fehlende Abbaubarkeit auf die verzweigte Kohlenstoffkette zu- rückzuführen ist, und entwickelte Tenside mit unverzweigten – linearen – Seiten - ketten. Das lineare Alkylbenzensulfonat (LAS; Abb. 170.2) ist eine Verbindung, deren Abbau sehr gut untersucht wurde. Der Abbau erfolgt unter anderem auch durch die β -Oxidation, die bei der Fettverwertung (Kap. 9.2) besprochen wurde. Kationenaktive Tenside Kationische Tenside werden in erster Linie in Weichspülern eingesetzt. Durch die positive Ladung besitzen sie einen ausgleichenden Effekt auf das zumeist negativ geladene Waschgut. Auch Haarpflegemittel und Desinfektionsmittel enthalten kat- ionische Tenside. Der Verbrauch an kationenaktiven Tensiden stagniert seit einigen Jahren. Tetraalkylammoniumsalze (Quartäre Ammoniumverbindungen) Tertiäre Amine werden mit Alkylierungsmitteln (zB Chlorkohlenwasserstoffen) um - gesetzt. Zumindest eine der 4 Alkylgruppen muss eine Kettenlänge zwischen 10 und 18 C-Atomen besitzen (Abb. 170.3). Abb. 170.3: Struktur eines kationischen Tensids Abb. 170.2: Struktur eines linearen Alkylbenzen- sulfonates (LAS) Abb. 170.1: Struktur eines Alkylsulfates – Fettalkylsulfates (FAS) O SO 3 Na H 3 C C H 2 O n Kurzschreibweise SO 3 Na H 3 C H 2 C m n C H 2 CH C H 2 H 2 C CH 3 SO 3 Na N H 3 C C H 2 H 2 C n Kurzschreibweise N Cl CH 3 CH 3 H 3 C CH 3 CH 3 H 3 C Cl 11 WasCHMITTel Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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