EL-MO II Moleküle, Schulbuch
148 Durch Pilze verursachte Erkrankungen sind im Zunehmen. Es gibt die Theorie, dass mit dem Rückgang der bakteriellen Infektionen, quasi durch Konkurrenzausschaltung „Platz“ für Pil - zerkrankungen wird. Auch gegen Pilze gibt es nur wenige wirksame Substanzen. Therapie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen Herzinfarkt und Gehirnschlag sind die häufigste Todesursache in den entwickelten Ländern. Sie sind vor allem durch Fehlernährung und Arteriosklerose ausgelöst (siehe Kap. 8.1 und Seite 44). Eine Ernährungsumstellung ist dabei die mit Abstand wirksamste Therapie. Es gibt aber auch angeborene Stoffwechseldefekte, bei denen auch bei vernünftiger Ernährung hohe Cholesterol- und Triglyceridwerte im Blut auftreten. Zur Behandlung gibt es Lipidsen - ker. Eine Fehlernährung mit solchen Medikamenten korrigieren zu wollen, ist aber auf Grund der Nebenwirkungen unsinnig. Krebstherapie Die verschiedenen Krebsformen sind die zweithäufigste Todesursache in den entwickel - ten Ländern. Auch sie können weitgehend als Zivilisationskrankheiten aufgefasst werden und an erster Stelle für die Gründe der Erkrankung steht Fehlernährung ( Darmkrebs ), an zweiter Stelle Rauchen ( Lungenkrebs ). Ein weiterer Grund für das Ansteigen dieser Krank - heitsgruppe ist das durchschnittliche Alter der Bevölkerung. Krebserkrankungen werden mit zunehmendem Alter wahrscheinlicher. Die häufig als Ursache genannte Belastung mit Umweltchemikalien ist in der Reihe der Gründe erst sehr weit hinten zu finden, kann aber lokal eine große Rolle spielen (früher: Asbestose bei Arbeitern in Bergwerken und der Asbest verarbeitenden Industrie). Medikamente zur Krebs-Chemotherapie sollen ge - zielt die Tumorzellen zerstören, haben aber oft extrem starke Nebenwirkungen, da sie auch gesunde Zellen angreifen. Die Nebenwirkungen limitieren den Einsatz der Chemo - therapeutika, daher verwendet man heute immer Kombinationen mehrerer Stoffe. Schmerztherapie Die wirksamsten Schmerztherapeutika ( Analgetika ) sind die Opiate, unter ihnen vor allem das Morphin (Seite 74). Bei der Schmerzbehandlung im Endstadium von Krebserkrankungen wird es immer eingesetzt. Auf Grund der Suchtgefahr versucht man aber in leichteren Fällen mit opiatfreien Schmerzmitteln das Auslangen zu finden. Das bekannteste unter ihnen ist die Salicylsäure, die aber auf Grund ihres unangenehmen Geschmackes nur schwer einzu - nehmen ist. Ihr Essigsäureester, die Acetylsalicylsäure, wurde unter dem Markennamen Aspirin zum meistverkauften Medikament. Bei lang dauernder Schmerztherapie sind Ne - benwirkungen zu erwarten, vor allem Nierenschäden. Psychopharmaka, Schlafmittel, Antiepileptika sind Substanzen aus sehr verschiedenen chemischen Substanzgruppen. Von Barbituraten als Schlafmittel kommt man heute ab, da sie ein starkes Suchtpotenzial haben und außerdem bei Überdosierung stark giftig sind (Selbstmorde). Im Bereich der Antiepileptika spielen Barbiturate aber eine wichtige Rolle. Heute kennt man eine Reihe von Heilmitteln für spezielle Bereiche wie Abführmittel, blut - zuckersenkende Stoffe, Medikamente zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen. Be - sonders wichtig werden blutdrucksenkende Stoffe, da hoher Blutdruck – auch als Folge von Fehlernährung – zur Zivilisationskrankheit Nummer eins zu werden droht. Spätfolgen sind Nierenschäden bis hin zu völligem Nierenversagen. Auch der Markt für Antiallergika wächst stark. Allergien sind Erkrankungen, in denen sich das Immunsystem, ausgelöst durch winzige Mengen eines Allergens, gegen den Organismus selbst richtet. Allergene können Metalle (Nickel), aber auch durchaus alltägliche Dinge wie Katzenhaare oder die Ausscheidungen der Hausstaubmilben sein. Der genaue Wirkmechanismus vieler Pharmaka ist auch heute noch nicht vollständig auf - geklärt. Das Wissen sowohl über die Erkrankungen als auch die biochemische Wirkung der Pharmaka wächst aber jährlich. Das Forschungsgebiet ist neben der Mikroelektronik das am schnellsten wachsende der letzten Jahrzehnte, entsprechend ist auch die damit befasste Industrie gewachsen. Beruhte am Anfang die Entdeckung von wirksamen Stof - fen ausschließlich auf der Basis von „trial and error“, so ist mit der Aufklärung der Prote - instrukturen und dem Verständnis des Chemismus von Störungen auch eine Suche nach „Molekülen nach Maß“ möglich geworden, die im Idealfall zuerst als theoretisch wirksam berechnet und dann synthetisiert werden. Abb. 148.4: Barbiturate: Amobarbital – oben, Phenobarbital-unten. Abb. 148.3: Starke Schmerz- und Rheumamittel Abb. 148.2: Bekannte Analgetika Abb. 148.1: Ein blutdrucksenkendes Medikament C HN C N H C C O O O C 2 H 5 C H 2 H 2 C CH CH 3 CH 3 C HN C N H C C O O O C 2 H 5 9 der STOFFWeCHsel Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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