EL-MO II Moleküle, Schulbuch

130 8 ernÄHrung 8.4 VITamINe Fettlösliche Vitamine • Wasserlösliche Vitamine • Vitaminmangel Als Vitamine bezeichnet man heute organische Substanzen, die zur Aufrechterhal- tung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit des menschlichen (und tierischen) Organismus notwendig sind und mit der Nahrung zugeführt werden müssen. Meist genügen wenige mg täglich, oft sogar weniger. Fehlen Vitamine in der Nahrung, so kommt es zu für das jeweilige Vitamin charakteristischen Mangelkrankheiten. Ein Mangel an einem Vitamin kann nicht durch reichlichere Gabe eines anderen ausge- glichen werden. Viele Vitamine sind Coenzyme bzw. Ausgangsstoffe zur Synthese von Coenzymen, andere wieder stehen mit Hormonen in Verbindung. Diese wichti- gen Substanzen kommen in verschiedenen Organismen vor, der Mensch (und auch viele Tiere) hat aber im Laufe der Evolution die Fähigkeit zu ihrer Synthese verloren. Üblicherweise werden Vitamine mit Großbuchstaben bezeichnet. Später entdeckte man, dass unterschiedliche Verbindungen unter demselben Buchstaben geführt wurden (B-Gruppe, D-Gruppe). Heute verwendet man für die entsprechenden Ver- bindungen, deren Strukturen durchwegs bekannt sind, bevorzugt trivial- oder halb- systematische Namen. Als gutes Einteilungskriterium dient die Fettlöslichkeit (Vit- amine A, D, E, K) bzw. die Wasserlöslichkeit (Vitamin C und die B-Gruppe). Fettlösliche Vitamine Vitamin A Als Vitamin A (Abb. 130.1) werden die Verbindungen Retinol (V A 1 ) und 3-Dehydro- retinol (V A 2 ) bezeichnet. Sie sind für Wachstum, Aufbau der Haut und für den Seh- prozess von Bedeutung. Mangel bedeutet Hauttrockenheit, verminderte Tätigkeit von Schweiß- und Talgdrüsen, Wachstumshemmung, Infektionsanfälligkeit, Nacht- blindheit und Augenaustrocknung. Der Bedarf liegt bei 0,9 mg/d und wird durch Fischöle, Milch, Butter und Eigelb gedeckt. Der Pflanzenfarbstoff β -Karotin dient als verwertbare Vorstufe des Vitamin A für den Organismus. Vitamin D Vitamin D (Abb. 130.2) besteht wieder aus einer Gruppe von Verbindungen, die man Calciferole nennt. Sie zeigen alle antirachitische Wirkung. Die Vitamin-D-Mangel- krankheit, die Rachitis , war vor allem bei Kindern in England bekannt und wurde daher auch englische Krankheit genannt. Es tritt eine Entmineralisierung der Kno- chen mit Deformationen auf. Umwandlungsprodukte des Vitamin D dienen im Or- ganismus zur Regulierung des Calcium- und Phosphatstoffwechsels (Einschränkung der Phosphatausscheidung, Resorption von Ca 2+ im Darm, Mineralisation der Kno- chen). Der Tagesbedarf an Vitamin D beträgt 2,5 µg für Erwachsene und 10 µg für Kinder (Knochenwachstum). Das Vitamin bildet sich auch bei Bestrahlung der Haut mit UV-Licht. Rachitis trat im Winter in England bei langem Fehlen der Sonnenbe- strahlung auf. Das Vitamin ist in größerer Konzentration in den Fischlebertranen enthalten. Ein Löffel Lebertran täglich diente daher auch als Prophylaxe. Heute gibt man Kleinkindern Vitamin-D-Konzentrate in Tropfenform. Vitamin D ist in größerer Konzentration ausgesprochen giftig und darf nicht zu stark überdosiert werden. In Österreich gab es in den 1950er Jahren einen schrecklichen Vorfall in einem Kinder- spital. Bei der Umstellung von Lebertran auf Konzentrate wurde den Kindern die gewohnte Dosis gegeben. Etwa 40 Kinder starben daraufhin. Vitamin E Vitamin E (Abb. 130.3) ist eine Gruppe von Verbindungen die Tocopherole genannt werden. Sie wirken im Organismus als Antioxidanzien für ungesättigte Fettsäuren und für Vitamin A. Der Tagesbedarf beträgt 12 mg, erhöht sich aber, wenn viele un- gesättigte Fettsäuren zugeführt werden. Im Tierversuch wurde bei Vitamin-E-Mangel auch Sterilität festgestellt. Der Bedarf an Vitamin E wird durch Pflanzenöle gedeckt. Vitamin K Vitamin K (Abb. 130.4) spielt für die Blutgerinnung eine wichtige Rolle (K = Koagu- lationsvitamin). Bei Mangel treten Störungen der Blutgerinnung auf. Es kommt in CH 2 OH CH 3 H 3 C CH 3 CH 3 CH 3 CH 2 OH O HO CH 3 CH 3 H 3 C CH 3 CH 3 CH 3 CH 3 CH 3 CH 3 O O CH 3 CH 3 CH 3 H 3 C CH 3 Abb. 130.4: Strukturformel von Vitamin K 1 Abb. 130.3: Strukturformel von Vitamin E Abb. 130.2: Strukturformel von Vitamin D 3 Abb. 130.1: Strukturformel von Vitamin A Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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