EL-MO I Elemente, Schulbuch

34 34 Text und Interpretation Mendelejew Dimitri Mendelejew, von der russischen Akade- mie der Wissenschaften abgelehnt und während der ersten Verleihung des Nobelpreises übergan- gen, wurde für seine Entdeckung des Perioden- systems der Elemente erst beinahe fünfzig Jahre nach seinem Tode angemessen gewürdigt. Dann endlich, im Jahr 1955, wurde er auf die passende Weise geehrt: Eines der Elemente in dem System, das hundertste, wurde nach ihm benannt. Ange- sichts des späten Datums war es erstaunlich, dass Mendelejew der erste Vollzeit-Chemiker war dessen man auf diese Weise gedachte. [...] Es ist das Pech der Chemiker, dass der Höhepunkt der Entdeckung von Elementen in eine Zeit fiel, in der man die Ehre lieber der Nation und den klassischen Idealen zuteil werden ließ. [...] Geboren 1834 als vermutlich vierzehntes und letztes Kind einer sibirischen Familie, wurde der junge Dimitri von seiner Mutter nach St. Peters- burg mitgenommen, in der Hoffnung, dass we- nigstens eines ihrer Kinder sich weiterbilden möge. [...] 1861 nach St. Petersburg zurückgekehrt, teilte Mendelejew seine Zeit zwischen der Universität, an der er bald den Lehrstuhl für Chemie übernahm, und Expeditionen in abgelegene Regionen des Ural und des Kaukasus, wo er als Berater für die Regierung und für verschiedene kommerzielle Interessen agierte, von der Käseherstellung über die landwirtschaftliche Produktivität bis hin zur aufstrebenden Erdölindustrie. Das Periodensystem der Elemente ist eine jener Entdeckungen der Wissenschaft, die auf einen Schlag so vieles erklären, dass man meint, es könne nur voll entwickelt dem Geist seines Schöpfers entsprun- gen sein, so als wäre es ihm in einem Traum offenbart worden. [...] Mendelejew arbeitete an einem dringend benötigten einführenden Lehrbuch in russischer Sprache, in dem er den Studenten das System der Elemente verständlich machen wollte. Er trug die bekannten Elemente mit ihren Atomge- wichten und einigen ihrer chemischen Eigenschaften auf dreiundsechzig Karten ein. Dann ordnete er die Karten an, als würde er Patience spielen, wobei er die leichtesten Elemente zunächst in eine Reihe legte, aber darauf achtete, dass bestimmte Karten, zum Beispiel diejenigen, welche die Halogene wie etwa Chlor und Iod repräsentierten, offenbar zusammengehörten. Er fand rasch heraus, dass die leichtesten Elemente der jeweiligen typischen Art - das leichteste Halogen oder das leichteste Alkali- metall - eine Vorlage für die Platzierung ihrer schweren Vettern abgaben. Dieser Durchbruch erfolgte innerhalb eines Tages. [...] obwohl er es schon 1871 „periodisch“ nannte, sollten noch viele Jahrzehnte verstreichen, bis alle Karten richtig zu ihrem endgültigen Muster gefügt waren. Alle anderen hatten das Problem, dass Mendelejews System aus dem Nichts zu kommen schien. Jahre- lang blieb offen, ob es wahr oder falsch war. Was konnte überhaupt an einer Anordnung von Symbolen auf dem Papier „wahr“ sein? Der Russe behauptete, mit Hilfe seines Systems ließen sich wichtige Eigen- schaften der Elemente wie Dichte und Schmelzpunkt vorhersagen, doch die Tatsache, dass es dies von einem rein theoretischen Standpunkt leistete, war nur Wasser auf die Mühlen seiner Gegner. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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