EL-MO I Elemente, Schulbuch

Text und Interpretation 188 188 El Dorado – Geschichten rund ums Gold [...] Der schwedische Chemiker Svante Arrhenius, der erste Direktor des Nobel-Instituts, widmete einen Großteil seiner Forschung der elektrischen Leitfähigkeit von Lösungen, und dabei gelangte er 1903 zu einer Schätzung des im Meer gelösten Goldes. Nach seinen Berechnungen betrug die Konzentration des Elements sechs Milli- gramm pro Tonne Meerwasser. Damit würde die Gesamtmenge des Goldes in den Weltmeeren acht Milliarden Tonnen betragen. Die weltweite Jahresproduktion an Gold belief sich damals auf einige hundert Tonnen. Im Mai 1920 reiste Arrhenius´ deutscher Freund Fritz Haber nach Stockholm, um den Nobelpreis entgegenzunehmen, der ihm für das Jahr 1918 zuerkannt worden war, aber wegen des ersten Weltkriegs erst verspätet ausgehändigt werden konnte; er erhielt ihn für seine Entdeckung eines synthetischen Verfahrens zur Gewinnung von Ammoniak aus Luftstickstoff, ein Durchbruch, der sich rasch als entscheidend für die Herstellung sowohl von Düngemitteln als auch von Sprengstoffen erwiesen hatte. Die beiden Männer sprachen lange miteinander. Haber war erst wenige Tage wieder daheim in Deutschland, als die Siegermächte ihre Friedensbedingungen bekanntgaben: Sein Land sollte Reparationen in Höhe von 269 Milliarden Goldmark leisten. Er beschloss, die Wissenschaft einzusetzen, um das Geld aufzutreiben. [...] Zunächst ließ er sich Meerwasserproben aus aller Welt in sein Berliner Labor kommen. Die chemischen Analysen bestätigten die Zahlen von Arrhenius. Das Forschungsschiff Meteor (siehe Bild) führte im Zuge der „Deutschen Atlanti- schen Expedition“ von 1925 bis 1927 Messungen zum Goldgehalt des Atlantiks durch. Die Mes- sungen ergaben offenbar immer eine geringere Gold-Konzentration. Haber kam zu dem entmu- tigenden und, wie es heute scheint, falschen Schluss, dass es im Meerwasser von dem gelös- ten Gold nur einen Bruchteil dessen gab, was man ursprünglich angenommen hatte, auf jeden Fall nicht genug um die gewaltigen Kosten seiner Gewinnung zu decken. Neuere Schätzung der Goldmenge im Meerwasser sind optimistischer ... [...] Anmerkung aus Wikipedia: Durch moderne Messmethoden wurde festgestellt, dass der Atlantik und der Nordöstliche Pazifik 50–150 Femtomol (fmol) Gold pro Liter Wasser beinhaltet. Das entspricht 0,010– 0,030 mg/m³. Im Tiefenwasser des Mittelmeers misst man eher höhere Werte um die 100–150 fmol Gold pro Liter Meerwasser. Insgesamt ergibt das 15.000 Tonnen Gold in den Weltmeeren. Die Tatsache, dass man mit gelöstem Gold einfach nicht rechnet, wurde bei mindestens einer bemer- kenswerten Gelegenheit erfolgreich genutzt. 1933 begannen die Nazis mit der Unterdrückung der jüdischen Wissenschaftler in Deutschland, was viele von ihnen bewog, auszuwandern oder in auslän- dischen Labors Zuflucht zu suchen. Zwei mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Physiker, Max von Laue, der den Preis 1914 für seine Entdeckung der Beugung von Röntgenstrahlen erhielt, und James Franck, der ihn 1925 für die experimentelle Bestätigung der Quantelung der Energie bekam, überließen ihre Medaillen Niels Bohr am Institut für theoretische Physik in Kopenhagen zur Aufbewahrung. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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