EL-MO I Elemente, Schulbuch

Text und Interpretation 156 156 Die Perle der Kleopatra Plinius erzählt eine der vielen Episoden, die Kleopatra in einem ungünstigen Licht erscheinen lassen. Mit dieser Schilderung wollte der römische Autor einer Naturkunde die angebliche Verschwendungssucht Kleopatras an- prangern. Demnach sei die Ptolemäerin im Besitz der zwei größten Perlen der Welt gewesen. Sie habe ihrem Geliebten, Marcus Antonius, immer luxuriöse Bankette bereitet. Einmal habe die „königliche Hure“ (so Plinius) aber das Es- sen verächtlich als bescheiden abgetan. Nun sei der Triumvir neugierig gewesen, wie man solchen Aufwand und Prunk noch steigern könne. Kleopatra habe geprahlt, die enorme Geldsumme von 10 Millionen Sesterzen in ein einziges Bankett investieren zu wollen. Der ungläubige Antonius habe gewettet, dass eine derart teure Inszenie- rung nicht möglich sei. Am nächsten Tag sei zwar wieder ein exquisites, aber nicht außergewöhnliches Essen aufgetragen worden. Da habe sich Antonius schon als Sieger gefühlt, als Kleopatra als zweiten Gang eine Schale mit scharfem Essig habe servieren lassen. Nun soll die ägyptische Königin laut Plinius eine der bei- den großen Perlen ihrer Ohrringe im Essig aufgelöst und diesen getrunken haben. […] Diese Geschichte griffen R. Goscinny und A. Uderzo in dem Asterix-Band „Asterix und Kleopatra“ in der folgenden Sequenz auf: Da über die Masse von Kleopatras Perlenohrringen nichts überliefert wurde, nehmen wir die berühmte und große Perle La Régente als Maß für das Essigvolumen. La Régente ist mit 337 Grains (= 21,8 g) eine der größten Perlen der Welt. Napoleon I. schenkte diese Perle seiner zweiten Frau zur Geburt seines Sohnes, des späteren Königs von Rom. Viele Forscher zweifeln an der Überlieferung des Plinius. Schließlich ließe sich eine Perle in einfachem Essig nicht auflösen. Ist die Konzentration zu gering, löst sich der Perlmutt nicht, ist sie zu stark, ist die Lösung untrinkbar. So jedenfalls argumentierten Historiker bisher. Doch jetzt legt eine amerikanische Forscherin dar, dass der Trick durchaus gelingen konnte. Demnach hängt alles von der Konzentration der Säure ab. Prudence Jones von der Montclair University fand heraus: Es funktioniert doch. Voraussetzung: Die Essiglösung ist nicht zu stark. Am besten, so Jones, läuft die Reaktion in handelsüblichem Weißweinessig mit einer Konzentration zwischen fünf und zehn Prozent ab. Jones legte etwa ein Gramm schwere Perlen ein; einen Tag später war das Gebräu trinkbereit. Von den Perlen blieben nur leicht zu schluckende glibberige Kugeln übrig. War der Essig hingegen zu stark, brauchte die Perle zu lange, um sich aufzulösen. Mit einem einfachen Trick war der Kleopatra-Cocktail schon binnen Minuten trinkfertig: Wird die Perle vorher zu Pulver zerstoßen, bleibt nach einem kurzen Aufbrodeln nichts davon übrig. Quelle: wikipedia.de ASTERIX®- OBELIX®- IDEFIX® / © 2019 LES EDITIONS ALBERT RENE / GOSCINNY – UDERZO Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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