Erziehung und Unterricht 2018/3+4

Holzer/Mick/Pretterhofer, Geometrische Kompetenzen im Schuleingangsbereich 341 Erziehung und Unterricht • März/April 3-4|2018 Norbert Holzer – Sybille Mick – Judith Pretterhofer Geometrische Kompetenzen im Schul- eingangsbereich – vom „Lückenfüller“ zur unerlässlichen Voraussetzung Summary: Der Einstieg in die Welt der Mathematik erfordert eine sichere räumliche Orientierung. Nur mit einer tragfähigen Basis in diesem Bereich kann das Einprägen von inneren Repräsentationen von Mengen, inneren Vorstellungen von Handlungen mit Mengen (Rechenoperationen) und Zahlen gelingen. Anhand einer Pilotstudie wird darge- stellt, wie ein gezielter methodischer Weg aussehen könnte, wenn die Fähigkeit des Ein- prägens noch nicht entsprechend entwickelt ist. Zentral geht es um eine Schulung des räumlichen Wahrnehmens und den Einsatz von verbalen Anweisungen zur Lenkung der Aufmerksamkeit während des Einprägevorganges. Einleitung Eine Arbeitsgruppe des „Regionalen Fachdidaktikzentrums für Mathematik und Geometrie Graz“ entwickelte 2008 den „Geometriekoffer“ als konkretes Angebot für die praktische Ar- beit in der Primarstufe (1. bis 4. Schulstufe). In weiterer Folge entstand daraus ein theoreti- sches Modell (Arbeitsmodell Geometrische Kompetenzen), das den Geometrieunterricht in der Primarstufe in seiner Gesamtheit erfasst, und eine systematisch aufbauende Arbeit im Bereich der Geometrie ermöglichen sollte. Auf der Basis dieses theoretischen Modells wurde ein Screening entwickelt, welches die Lernausgangslage mit Schuleintritt erfassbar macht und als Grundlage für einen differenzierten Einstieg in die Kulturtechniken verwen- det werden kann. 1 Es stellte sich heraus, dass die Aufgabenstellungen zu den Materialien des Geometrie- koffers nicht ausreichten, um die in dem Screening erfassten Entwicklungsrückstände auf- zuarbeiten. Im Rahmen von Bakkalaureats-Arbeiten von Studierenden der KPH Graz wur- den 2013 deshalb zu zwei Materialien „Aufgabenketten“ entwickelt und erprobt, die ein in- dividualisiertes Arbeiten der Kinder möglich machten. 2 Das „Arbeitsmodell Geometrische Kompetenzen“ unterscheidet auf der Ebene des räumlichen Denkens die Bereiche a) räumliches Wahrnehmen b) räumliches Vorstellen c) räumliches Operieren (Kreieren / Konstruieren) In diesem Beitrag liegt der Schwerpunkt im Bereich des räumlichen Vorstellens. Diese Fä- higkeit steht in einer direkten Verbindung mit der Fähigkeit des Einprägens. Neuro- psychologisch betrachtet geht es dabei um das Arbeitsgedächtnis. Nach Roth ist dieses weitgehend identisch mit dem Kurzzeitgedächtnis und umfasst einen visuell-räumlichen Teil (visuo-spatial sketch pad) und einen sprachlichen Teil (phonological loop) sowie einen

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