Erziehung und Unterricht 2018/3+4

316 Varelija-Gerber/ Überlegungen zum Entdeckenden Lernen im Mathematikunterricht der Primarstufe Erziehung und Unterricht • März/April 3-4|2018 Andrea Varelija-Gerber Überlegungen zum Entdeckenden Lernen im Mathematikunterricht der Primarstufe Summary: In einem Mathematikunterricht im Sinne des Entdeckenden Lernens geht es nicht nur mehr um die Übermittlung von reinem Faktenwissen in Form einer Informa- tion von außen. Der Wissenserwerb vollzieht sich durch aktive Auseinandersetzung mit den fachlichen Inhalten durch Zugreifen auf bereits vorhandene kognitive Strukturen. Dazu bedarf es bewusster und durchdachter Planungen, um Unterricht so zu gestalten, dass Entdeckungen möglich werden. Entdeckendes Lernen braucht „ … das Planen von der Sache aus, die Auswahl der geeigneten Arbeitsmittel, Maßnahmen zur Differenzie- rung, die Planung des Unterrichtssettings, das Anregen von eigenen Denkwegen und die Förderung der Kommunikation“ (Varelija-Gerber & Varelija 2016, S. 50 ) . Einleitung Zunehmend wird in der Mathematik der Prozesscharakter im Betreiben von Mathematik, in der Auseinandersetzung mit mathematischen Problemstellungen betont. Mathematik ist nicht nur mehr ein Erfassen von naturgegebenen Gesetzlichkeiten, sondern eine Art von Tätigkeit, die es ermöglicht, Gesetzmäßigkeiten zu entdecken und deren Systematik fest- zustellen. Diese Prozessorientierung verlangt wiederum nach bestimmten Arbeitsformen, die es möglich machen, mathematische Muster und Strukturen zu erkennen, nachzuvoll- ziehen und letztendlich zu verstehen, wie bereits Polya festgestellt hat: „Die Lösung eines großen Problems stellt eine große Entdeckung dar, doch in der Lösung eines jeden Prob- lems steckt etwas von seiner Entdeckung. Deine Aufgabe mag noch so bescheiden sein; wenn sie jedoch dein Interesse weckt, wenn deine Erfindungsaufgabe angeregt wird und du die Aufgabe aus dir selbst heraus löst, so wirst du die Spannung und den Triumph eines Entdeckers erfahren. Wenn solche Erfahrungen in einem Alter, das für Eindrücke empfäng- lich ist, gemacht werden, so mag das den Sinn für geistige Arbeit hervorrufen und seinen Stempel auf Geist und Charakter für das ganze Leben einprägen.“ ( Polya 2014, S. 7) Entdeckendes Lernen in der Mathematik „Entdecken kann man eine Sache nur, die schon da ist, nur eben noch nicht bekannt, wie z.B. eine mathematische Regel, ein Naturgesetz, einen historischen Zusammenhang, nicht etwas, das man erst schaffen oder gestalten muss bzw. über das man unterschiedlicher Meinung sein kann.” ( Glöckel 1993, S. 140) Unbekanntes zu entdecken und Neues zu erfor- schen sind Parameter des menschlichen Wesens. Je früher Lebewesen in ihrer Neugier be- stärkt und motiviert werden, umso besser können sie später mit komplexen Problemsitua- tionen umgehen und umso weniger entsteht Angst davor, Neues auszuprobieren. Den Schülerinnen und Schülern werden im Entdeckenden Unterricht die Bedingungen der Mög- lichkeit geschaffen, Zusammenhänge für sich zu entdecken und zu verstehen. Die Leh-

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