Erziehung und Unterricht 2018/3+4

310 Hauer/Schwaiger/Benczak/Ketter, Forschendes Lernen in Mathematik erleben Erziehung und Unterricht • März/April 3-4|2018 handenem Vorwissen vernetzt und fügt sich in das persönliche Lernkontinuum ein ( Reitin- ger 2013, S. 196). Authentisches Explorieren : Forschende Lernarrangements bieten Raum für authen- tisches und autonomes Handeln. Die Person selbst steuert dabei das Finden gangbarer for- schender Pfade ( Reitinger 2013, S. 196). Sie erhält dabei von außen, je nach Bedarf, Unter- stützung durch die Intervention der Lehrkraft, welche dadurch aus der Sicht der Autono- mieforschung ( Reeve 2004) in ihrem Tun eine hohe Relevanz für den Verlauf des For- schungsprozesses einnimmt ( Reitinger 2013, S. 11). Kritischer Diskurs : Forschungsorientierte Lernerfahrungen zu reflektieren bedeutet mehr als die Ergebnisse zu präsentieren und zu diskutieren. Der Kritische Diskurs kann vielmehr als ein mehrdimensionaler Diskurs verstanden werden, der a) die Reflexion von Vermutungen, Entdeckungen und Wissenskonstrukten, b) die Reflexion des eigentlichen Lernprozesses und c) die Reflexion der dabei entstandenen persönlichen Bedeutungskon- texte umfasst ( Reitinger 2013, S. 44). Conclusiobasierter Transfer : Das Bedürfnis etwas selbst zu entdecken geht mit dem Wunsch einher, über die gewonnenen Erkenntnisse mit der Umwelt zu kommunizieren, zu applizieren und über Transfermöglichkeiten zu diskutieren ( Reitinger 2013, S. 40). Transfer des CrEEd-Konzeptes in die Hochschuldidaktische Lehre CrEEd kann in der Lehrer/innen-Bildung einerseits als Unterrichtskonzept umgesetzt wer- den, wodurch eine forschungs- und selbstbestimmungsorientierte Ausrichtung der Hoch- schullehre forciert wird. Andererseits eignet sich das Konzept für erste schulpraktische Übungen zum Forschenden Lernen und Lehren, das Lehramtsstudierenden ein in einem hohen Grad selbstbestimmtes Herantasten an kriterienbasierten Forschenden Unterricht ermöglicht (vgl. Reitinger 2013, S. 123). Die Wirksamkeit des CrEEd-Konzeptes in der Leh- rer/innen-Bildung wurde bereits im WS 2015 an der PHDL im Rahmen des Moduls NAWI in der Mathematikdidaktik-Lehrveranstaltung „Naturwissenschaftliches Arbeiten“ erforscht und nachgewiesen (vgl. Ketter, Schwaiger, Benczak, Hauer & Reitinger 2016, S. 16f). Im Wintersemester 2016 erfolgte eine weitere Erhebung mit sechs vergleichbaren Gruppen zu insgesamt 174 Studierenden. Pro Seminargruppe standen eine SWSt Unterricht im Seminar sowie eine SWSt im Konversatorium (lehrveranstaltungsbegleitende Bera- tungsmöglichkeit für Studierende) zur Verfügung. Die Lehrveranstaltungen fanden ge- blockt statt, was den Studierenden ein intensiveres Einlassen, Präsentieren und Diskutie- ren ermöglichte. Der Unterricht wurde nach dem CrEEd-Konzept abgehalten und somit der Fokus auf die Kriterien des Forschenden Lernens gelegt. Intention der Lehrenden der Hochschule war das Entwickeln von offenen mathematischen Aufgabenstellungen im Se- minar, einerseits basierend auf den Kriterien Forschenden Lernens und andererseits als Transfermöglichkeit in die schulpraktischen Studien. Die folgende Darstellung ermöglicht einen Einblick in die hochschuldidaktische Lehre nach dem CrEEd-Konzept und veran- schaulicht dabei die Vernetzung der einzelnen Kriterien in den unterschiedlichen Phasen des Unterrichts. Konkret wird Bezug auf die Einführungsveranstaltung genommen, bei der die Bearbeitung einer sogenannten Fermi-Aufgabe im Vordergrund stand. Fermi-Aufgaben werden als komplexe Probleme verstanden, welche keine oder für die rechnerische Lösung nur unzureichende numerische Informationen liefern. Die zur Lösung benötigten Daten werden auf unterschiedlichste Weise selbst erhoben. Daraus werden begründbare Annah- men abgeleitet, welche zur Lösung der Aufgabe führen. Der Fokus liegt dabei auf dem Lö- sungsprozess sowie der Kommunikation und Reflexion der unterschiedlichen Lösungs- wege. Eine für alle gültige Antwort gibt es nicht (vgl. Ruwisch & Peter-Koop 2009, S. 114f).

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=