Erziehung und Unterricht 2018/3+4
Hauer/Schwaiger/Benczak/Ketter, Forschendes Lernen in Mathematik erleben 309 Erziehung und Unterricht • März/April 3-4|2018 Beatrix Hauer – Ursula Schwaiger – Sabine Benczak – Franz David Ketter Forschendes Lernen in Mathematik erleben Summary: Forschendes Lernen nach dem CrEEd-Konzept (Reitinger 2013 ) , das in Lehr- veranstaltungen an der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz (PHDL) erfahren und im Rahmen der Pädagogisch Praktischen Studien in der Primarstufe erprobt wird, eignet sich zur Gestaltung von Mathematikunterricht zum Forschenden Lernen und führt zu einer hohen Entfaltung der Kriterien Forschenden Lernens. Einleitung Vielfältige Erfahrungen und zahlreiche Untersuchungen zeigen, so Beutelspacher (2009, S. 36), dass sich Lehrende wesentlich an dem von ihnen selbst als Schülerinnen und Schü- ler erlebten Unterricht orientieren, es sei denn, sie haben in der Ausbildung alternative Rol- lenmodelle erfahren, selbst erprobt und über ihre Erfahrungen reflektiert. Ein möglicher Weg, um Forschendes Lernen nach dem CrEEd-Konzept ( Reitinger 2013) nachhaltig in der Schule zu implementieren, kann somit über neue Lehr- und Lernerfahrungen der Studie- renden in der Ausbildung erfolgen. Dabei werden Lehrveranstaltungen im fachdidakti- schen Bereich der Mathematik der Primarstufe an der Hochschule nach diesem Konzept aufgebaut und zugleich wird eine Transfermöglichkeit des Konzeptes in die schulprakti- schen Studien ermöglicht. Forschendes Lernen nach dem CrEEd-Konzept CrEEd bedeutet ‚ Cr iteria-based E xploration in Ed ucation‘ und wurde von Reitinger (2013) in Anlehnung an die von ihm verfasste Theorie des Forschenden Lernens entwickelt. CrEEd gibt keine Prozessstruktur für Forschendes Lernen vor ( Reitinger 2013, S. 194), sondern hat das Ziel, Bedingungen für eine möglichst weitreichende Entfaltung der sechs, von Reitinger (2013) definierten Kriterien Forschenden Lernens, zu schaffen. Diese Kriterien Forschenden Lernens umfassen einerseits forschungsbezogene Dispositionen (Entdeckungsinteresse und Methodenaffirmation) und andererseits forschungsbezogene Handlungsdomänen (Er- fahrungsbasiertes Hypothetisieren, Authentisches Explorieren, Kritischer Diskurs, Conclu- siobasierter Transfer). Diese Kriterien werden nun näher ausgeführt. Forschendes Lernen basiert auf Neugierde ( Reitinger 2013, S. 45) und ein als authentisch und sinnvoll empfundener Verlauf auf einem von Beginn an gegebenem Entdeckungsinte- resse. ( Reitinger 2013, S. 196) Dieses entsteht gelegentlich von selbst, kann aber auch von außen durch Experimente, Gespräche, Bildvignetten, Widersprüchliches, etc. provoziert werden. ( Reitinger 2012a, S. 73; Hauer 2016, S. 124) Methodenaffirmation: Forschendes Ler- nen kann nicht „verordnet“ werden. Denn einen Sachverhalt selbstbestimmt zu entdecken, kann nicht befohlen werden. Forschendes Lernen wird nur dann vollzogen, wenn die Be- teiligten das auch wollen. ( Reitinger 2013, S. 43) Erfahrungsbasiertes Hypothetisieren : Das Formulieren von Vermutungen, die über blo- ßes Fragenstellen hinausgehen, und das Bilden von Hypothesen sind Teil des Prozesses des Forschenden Lernens. Aus dem persönlichen Erfahrungskontext heraus werden mögli- che Erklärungen bzw. Begründungen für Fragestellungen entworfen, argumentiert und schließlich am neu Entdeckten überprüft. Die Lernerfahrung wird mit eigenem bereits vor-
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