Erziehung und Unterricht 2018/3+4

304 Landsgesell, Entwicklung der mathematischen Fachsprache Erziehung und Unterricht • März/April 3-4|2018 möchten. Die Alltagssprache bei Kindern ist eher vage und allgemein und ist durch ein all- tagssprachliches Vokabular gekennzeichnet (vgl. Weis 2013, S. 9). Die Ebene der Symbolsprache Ein guter Mathematikunterricht sollte auf verschiedenen Darstellungsebenen basieren und im Idealfall das Vernetzen der Handlungs-, der Bild- und der Symbolebene bewusst för- dern. Auf der Handlungsebene werden mathematische Vorgänge mit Arbeitsmitteln han- delnd vollzogen. Auf der Bildebene wird das Bild als Arbeits- und Kommunikationsmittel eingesetzt. Bildliche, symbolische oder graphische Darstellungen vermischen sich dadurch, dass unter anderem auf der Bildebene auf die Symbole zurückgegriffen wird. Im Idealfall erfolgt durch die Fachsprache, als mögliche vierte Ebene, eine gute Vernetzung der einzel- nen Darstellungsebenen (vgl. Verboom 2014, S. 4). Sowohl die Symbole als auch die Sym- bolsprache können nur dann richtig interpretiert, verstanden und übersetzt werden, wenn diese allzu abstrakte Sprache von den Schülerinnen und Schülern mit konkreten Vorstel- lungen verbunden wird (vgl. Weis 2013, S. 9). Da mathematische Objekte nicht gegenständ- lich begreiflich sind, muss im Mathematikunterricht nach geeigneten Darstellungen ge- sucht werden, um diese Objekte zu repräsentieren. Dabei setzt die Mathematik auch non- verbale standardisierte Notationsformen ein, wie beispielsweise die Zahlzeichen oder die Operations- und die Vergleichszeichen. Diese Symbole oder Zeichen müssen, da Kinder da- zu keinerlei Anschaulichkeit besitzen, wie eine eigene Sprache in der Primarstufe gelernt werden (vgl. Verboom 2014, S. 5). Die Ebene der Bildungssprache – Unterrichtssprache Ist die Alltagssprache noch eine sehr vage sowie meist nur im vorgefundenen Bezugsrah- men und in einer entsprechenden Situation verständlich, so ist die Bildungssprache, wel- che im Unterricht eingesetzt wird, gekennzeichnet dadurch, dass sie unabhängig von der Situation verständlich, eindeutig und allgemein gültig ist (vgl. Verboom 2013, S. 4). Was be- deutet das nun für den Mathematikunterricht? Durch die Bildungssprache werden die kog- nitiven Sprachkenntnisse, welche sich auf die Schule beziehen, beschrieben und durch die Fachsprache konkretisiert (vgl. Leisen 2013, S. 48-49). Die Ebene der Fachsprache Die Fachsprache ist ein Teil der Bildungssprache. Wird z.B. auf der Ebene der Bildungsspra- che nach dem Unterschied zweier Mengen gefragt, so geht es auf der fachsprachlichen Ebene um die Differenz eines mengenmäßigen Vergleiches. Während der ersten Schuljahre lernt ein Kind einige hundert mathematische Fachbe- griffe, wie beispielsweise Addition, Subtraktion, Division, Quader, multiplizieren, etc. ken- nen. Diese Begriffe unterscheiden sich jedoch von den umgangssprachlichen. Jene spezia- lisierte Sprache, die sich vor allem durch fachsprachliche Begriffe und einen differenzier- ten Wortschatz auszeichnet, sollte parallel zum mathematischen Fachinhalt gelehrt und gelernt werden und entspricht dem Erlernen einer Fremdsprache. Das Aufbauen eines ma- thematischen Fachwortschatzes ist für einen erfolgreichen Mathematikunterricht un- erlässlich (vgl. Verboom 2008, S. 97-99), da dieser zum Verstehen von Aufgaben und zur Kommunikation innerhalb des Mathematikunterrichts benötigt wird. Auch die aktiven Denkprozesse der Schülerinnen und Schüler werden durch den richtigen Einsatz eines ma- thematischen Fachwortschatzes unterstützt und ein besseres Strukturieren der Denkpro- zesse ist möglich (vgl. Bochnik, Heinze & Ufer 2013, S. 7).

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