Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch

98 3.4 Oligopol Charakteristisch für das Oligopol ist die strategische Interaktion der Marktteilnehmer, die dadurch gekennzeichnet ist, dass die Produzenten die möglichen Reaktionen ihrer Mitbewerber in ihrer Pla- nung berücksichtigen. (Wenn ich z. B. den Preis senke, wird mein Konkurrent mitziehen und auch sei- nen Preis senken?) Dies unterscheidet das Oligopol von Situationen mit starkem Wettbewerb oder einem Monopol, wo keine strategische Interaktion zwischen den Akteuren auf einer Seite des Marktes besteht, da die Teilnehmer den Preis als gegeben nehmen und nur ihre Menge anpassen. Um diese strategische Dimension zu verdeutlichen, bietet sich eine Analogie zum Schachspiel an: Jeder Spieler überlegt, bevor er zieht, was wohl der Gegner auf diesen Zug antworten könnte, was wiederum seine eigene beste Reaktion auf diese Antwort wäre usw. Da die ökonomische Standardtheorie Märkte mit strategischer Interaktion nicht gut beschreiben und erklären konnte, entstand in den 1940er Jahren die Spieltheorie. Diese wurde von John v. Neumann und Oskar Morgenstern begründet und ermöglicht mit Hilfe mathematischer Modelle, eine breite Palette an Situationen formal zu beschreiben und damit Marktergebnisse vorherzusagen. Die Spiel- theorie leistete einen entscheidenden Beitrag zur Weiterentwicklung der Wirtschaftstheorien und fin- det u. a. Anwendung bei der Analyse von Preiswettbewerb, Produktdifferenzierung, Markteintritts- barrieren, Reputation, Innovation, Forschung und Entwicklung, Versteigerungen, aber auch in Politikwissenschaft und internationalen Beziehungen. Das Marktgleichgewicht ist jene Situation, in der kein Teilnehmer einen Anreiz hat, von seinem ge- wählten Verhalten abzuweichen. Kommt es zu Absprachen bzw. einer stillschweigenden Abstimmung (ohne ausdrückliche Absprache) zwischen Firmen (insbesondere über Preise und Mengen), wird dies als Kollusion bezeichnet. Ein Kartell bezeichnet die an diesen Absprachen beteiligte Gruppe von Un- ternehmen. Für die Oligopolisten wäre es optimal, sich gemeinsam wie ein Monopolist zu verhalten. Dies würde den Gesamtgewinn der Teilnehmer maximieren. Für jeden Einzelnen besteht jedoch ein Anreiz, mehr als die ihm zugedachte Menge zu produzieren und so seinen persönlichen Gewinn zu steigern (z. B. das Erdöl-Kartell OPEC vereinbart die Fördermenge, einzelne Mitgliedstaaten produzieren aber manchmal mehr). Statisch betrachtet besteht also für die Oligopolisten ein starker Anreiz, ihre Produk- tionsmenge auszuweiten und mehr zu verkaufen. Betrachtet man die Oligopolsituation aus einer dy- namischen Perspektive, so fällt auf, dass die Teilnehmer in Erwartung des starken Wettbewerbs ge- wisse Anreize haben, ihr Angebot zu beschränken. Im Oligopol besteht daher immer ein Spannungsverhältnis zwischen Kooperation und Eigennutz. Je mehr Teilnehmer das Oligopol hat, desto schwieriger ist es, das Verhalten aller Akteure zu koordi- nieren, und solche Teilnehmer, die von den Regeln abweichen, zu sanktionieren. Das Ergebnis hängt aber auch von der relativen Größe der zum Oligopol gehörenden Unternehmen ab. So können relativ große Unternehmen, die bereits in einem Markt aktiv sind, versuchen, potentielle Mitbewerber durch Dumpingpreise abzuschrecken. Das Oligopol ist die Konzentration (i. d. R. des Angebots) in den Händen weniger Firmen. Es gibt mehr als einen, jedoch „wenige“ (gr.: oligos = wenig, gering) Anbieter. Das Ergebnis des Oligopols liegt zwischen der Konkurrenzsituation und der Situation eines Monopolisten. ein Anbieter keine Konkurrenz viele Anbieter viele Anbieter viele Abnehmer viele Abnehmer wenige Abnehmer Monopol Oligopol freier Wettbewerb starkes Angebot starke Nachfrage Angebotsmonopol Nachfrageoligopol starkes Angebot starke t r Nachfrage Nur zu Prüfzwecken – Eigentu des Verlags öbv

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